Willkommenskulturlos

Seehofer sieht sich als Sieger über Merkels Flüchtlingspolitik

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die SPD ist empört, die evangelische Kirche reagiert mit Unverständnis: CSU-Chef Horst Seehofer hat mit einer Bemerkung offenbar die Bundeskanzlerin treffen wollen und doch allen ins Gesicht geschlagen, die einen Rest Anstand gegenüber Geflüchteten hochhalten. Man habe das »Ende der Willkommenskultur notariell besiegelt« hatte Seehofer als Chef der bayerischen Landesregierung in deren Sitzung am Dienstag gesagt. Seehofer, der seit Monaten Kanzlerin Angela Merkel wegen deren Flüchtlingspolitik harsch angeht, hatte zuletzt die von Berlin angestrebte Beendigung der Grenzkontrollen zum Feld der Auseinandersetzung gemacht. Eine Abmachung zwischen Bayern und dem Bund, wonach die Bundespolizei verstärkt wird und weiter an der deutsch-österreichischen Grenze kontrolliert, nannte Seehofer - in Siegerpose - ein »Dokument der Wende« in der Asylpolitik. Dafür wolle Bayern zunächst auf die angedrohte Verfassungsklage gegen die Asylpolitik der Bundesregierung verzichten.

Die Unfreundlichkeiten aus Bayern zeitigen ihre politischen Wirkungen - eventuell auch bei Adressatin Merkel. Doch vor allem sehen sich Flüchtlinge in Deutschland zunehmender Gewalt ausgesetzt. Die aktuelle Dokumentation, die die Antirassistische Initiative Berlin jährlich vorlegt, belegt einen sprunghaften Anstieg der Fälle. Horst Seehofer wird diese gar nicht wahrnehmen. Mit mehr Interesse verfolgt er den Ausgang des Streits mit der Türkei, die im Deal um die Flüchtlingskrise vorzeitige Visafreiheit für ihre Bürger zu erlangen hofft. Etwas, das in Bayern ebenfalls skeptisch gesehen wird. Auch im Bundestag wird das Thema an diesem Donnerstag für heftige Debatten sorgen. Die Bundesregierung plant eine stärkere Bekämpfung der Fluchtursachen. Mit untauglichen Mitteln, wie die Opposition findet. uka

Seiten 2, 4, 6 und 8

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.