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Böhmermanns Verafake

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 2 Min.

Über die niederträchtigen, im Grunde kriminellen Praktiken großer privater Fernsehsender ist schon viel geschrieben worden: über die Art und Weise etwa, wie Firmen, die sogenannte Scripted-Reality-Formate für Privatfernsehkanäle produzieren, die Notlage von Menschen ausnutzen. Sie werden oft nicht nur gedemütigt, indem man ihre Schwächen vor einem großen TV-Publikum zur Schau stellt, sie werden auch finanziell ausgebeutet.

In den genannten Fernsehsendungen, die beim Zuschauer häufig erfolgreich den Eindruck erwecken, es handele sich bei ihnen um boulevardesk aufbereitetes dokumentarisches Material, werden etwa Menschen, die nie eine Chance auf Bildung hatten - häufig sind es verarmte und drogenabhängige Menschen -, zur Schadenfreude eines mehr und mehr moralisch verwahrlosenden TV-Publikums der Lächerlichkeit preisgegeben. Der Zuschauer soll sich amüsieren über die Unterprivilegierten und Ungebildeten, sich über sie erheben und dabei seine eigene Verrohung und Verblödung nicht mehr spüren.

In seiner vorgestern ausgestrahlten ersten »Neo Magazin Royale«-Sendung seit 1. April ist Jan Böhmermann und seinem Team nun etwas gelungen, das heute selten ist: aufklärerisches Fernsehen. In der Sendereihe »Schwiegertochter gesucht« (RTL) wurden erfolgreich professionelle Schauspieler eingeschleust, die dem Sender den »einsamen Junggesellen« und dessen Vater nur vorgemacht haben (im Internet unter Verafake). Per versteckter Kamera wurde dabei von Böhmermanns Team u.a. festgehalten, wie dreist die Menschen, die sich für solche TV-Sendungen als Kandidaten bewerben, ausgebeutet werden: So werden den Opfern für 30 Drehtage etwa »150 Euro Aufwandsentschädigung« zugesagt. Am Rande sei gesagt: Allein im Jahr 2015 sollen von RTL über 500 Millionen Euro Gewinn an die Konzernmutter Bertelsmann geflossen sein.

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