Treffen mit der polnischen Jugend
Im 25. Jahr seines Bestehens präsentiert das in der Potsdamer Friedhofsgasse ansässige Deutsch-polnische Jugendwerk eine beeindruckende Bilanz. Die Begegnung von rund 2,7 Millionen Jugendlichen zwischen 12 und 26 Jahren sei gefördert worden, erklärte Geschäftsführer Stephan Erb. Jährlich gibt es etwa 3000 Veranstaltungen, die zwischen 115 000 und 120 000 Jugendliche beider Staaten erreichen. Vor allem an den Gymnasien, doch auch bei der Berufsausbildung lebe der Jugendaustausch. Die 100 000 Euro, mit denen die Landesregierung den Besuch deutscher Schüler in polnischen Kriegs- und KZ-Gedenkstätten unterstützt, seien aber erst zu einem Fünftel abgeflossen, fügte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) am Mittwoch hinzu.
Rund neun Millionen Euro stehen jährlich für den Jugendaustausch zur Verfügung, fünf Millionen davon stellt die deutsche Seite bereit, informierte Erb. Das reiche nicht, um alle Wünsche zu erfüllen, etwa ein Drittel der Anträge müsse aus Geldmangel abgelehnt werden. Man wolle aber gegenüber dem mit 24 Millionen Euro deutlich besser ausgestatteten Deutsch-französischen Jugendwerk keine »Neiddebatte beginnen«, unterstrich Erb. Zumal es bei diesem zusätzlich den Schüler- und Studentenaustausch gebe. Doch wenn der Stellenwert der Beziehungen zu Polen gleichwertig sein solle, dann müsse es eine auskömmliche Finanzierung geben, die bei 12 bis 13 Millionen Euro im Jahr liegen würde.
»Durch aktuelle Verstimmungen in den deutsch-polnischen Beziehungen, wie die unterschiedliche Position in der Flüchtlingsfrage, lassen wir uns nicht vom Weg abbringen«, erklärte Minister Baaske. Die Beziehungen Deutschlands zu Polen seien schon schlechter, aber auch schon mal besser gewesen. Geschäftsführer Erb bekannte freimütig, dass Themen wie Patriotismus und Nationalismus nicht ausgespart bleiben, wenn Jugendliche sich begegnen.
Weil Brandenburg die längste Grenze der deutschen Bundesländer zu Polen hat, profitiert es auch am meisten von den Angeboten des Jugendwerkes. Erb teilte mit, dass in Polen die erste Fremdsprache Englisch sei und schon an zweiter Stelle Deutsch stehe. Das führe wegen der fehlenden Polnischkenntnisse der deutschen Jugendlichen zu einem »Ungleichgewicht«. Untereinander unterhalten sich die Jugendlichen aber oft Englisch.
Die Geburtstagsfeier des Jugendwerkes wird am 14. Juni in Warschau stattfinden. Als Gast hat sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) angesagt. Die Bemühungen um gute Nachbarschaft begannen nicht erst vor 25 Jahren. Liedermacher Gerhard Schöne sang bereits in der DDR in seinem Song »Vielleicht wird’s nie wieder so schön« von einer Bekanntschaft: »Am Bahnsteig lernte ich sie kennen, sie hatten ihren Zug verpasst, die sieben polnischen Studenten, jetzt waren sie bei mir zu Gast.« Die Befassung mit polnischer Literatur und polnischen Filmen war fester Bestandteil der DDR-Kulturpolitik.
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