Der getreue Yildirim

Verkehrsminister wird neuer Ministerpräsident

  • Thomas Seibert, Istanbul
  • Lesedauer: 2 Min.

Als türkischer Verkehrsminister und führender Politiker der islamisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) arbeitet Binali Yildirim schon seit Jahrzehnten eng mit Recep Tayyip Erdogan zusammen. Die Treue zum heutigen türkischen Präsidenten soll sich für den 60-jährigen Yildirim jetzt auszahlen: Er ist gesetzt für den Vorsitz der Regierungspartei AKP und damit auch als Spitzenanwärter für das vakant werdende Amt des Ministerpräsidenten.

Eigene politische Ambitionen hatte der aus Erzincan in der Osttürkei stammende Schiffbauingenieur bis dato nicht gezeigt. Während der Amtszeit Erdogans als Istanbuler Oberbürgermeister in der zweiten Hälfte der 90er Jahre leitete Yildirim die städtische Flotte an Schnellfähren, einen wichtigen Bereich des öffentlichen Nahverkehrs.

Als Minister wachte Yildirim seit 2002 über einen beträchtlichen Ausbau des türkischen Straßennetzes, was von Erdogan bis heute als Erfolg seiner Regierung präsentiert wird. Auch in der Parteipolitik setzte Yildirim stets die Anweisungen seines Chefs um. So bewarb er sich vor zwei Jahren um den Bürgermeister-Posten in der Säkularistenhochburg Istanbul - allerdings vergeblich.

Als Erdogans im Sommer 2014 ins Präsidentenamt wechselte und damit den AKP-Vorsitz und den Posten des Premiers aufgeben musste, wurde Yildirim als Kronprinz genannt, musste jedoch Außenminister Ahmet Davutoglu den Vortritt lassen. Mit der Zunahme der Spannungen zwischen Davutoglu und Erdogan in jüngster Zeit wuchsen die Chancen Yildirims auf den Doppelposten an der Spitze von Partei und Regierung. Anders als Davutoglu gilt Yildirim als Verfechter von Erdogans Plan zur Einführung eines Präsidialsystems. Schon nach Davutoglus Abgang am 5. Mai hatte der Verkehrsminister erklärt, nun sei die Zeit für die Umstellung auf ein Präsidialsystem gekommen. AFP

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