Kluft zwischen Lokalpolitikern und Wählern
Studie aus NRW: Soziale Unterschiede sehr deutlich
Duisburg. Abgeordnete in Stadt- und Gemeinderäten in Nordrhein-Westfalen sind einer neuen Studie zufolge besser gebildet und deutlich wohlhabender als Normalbürger. »Sozial gesehen spiegeln die Gewählten damit nicht ihre Wähler wider«, erklärte Studienleiter Achim Goerres, Politik-Professor der Universität Duisburg-Essen, in Duisburg. »Kommunale Abgeordnete sind eine hochselektive Gruppe, eine soziale Elite, deren politische Wurzeln teilweise schon im Elternhaus liegen. Wer sich wünscht, dass unsere lokalen Politiker ein Abbild der Gesellschaft sind, muss angesichts unserer Ergebnisse enttäuscht sein.«
Goerres befragte für die Studie mit Studierenden 165 kommunale Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen telefonisch. Demnach haben die Politiker mehrheitlich Abitur und arbeiten als Angestellte. 43 Prozent von ihnen verdienen monatlich 2900 Euro netto und mehr, ein Viertel sogar mehr als 3500 Euro. In der Bevölkerung kommen dagegen nur zehn beziehungsweise vier Prozent auf diese Summen. Während die Hälfte der volljährigen Bürger in Nordrhein-Westfalen von bis zu 1300 Euro netto im Monat lebt, sind es unter den Abgeordneten der Kommunalparlamente nur 18 Prozent.
»Diese Verzerrung kennen wir schon von Berufspolitikern, aber dass sie auf der Ebene der Ehrenamtlichen so ausgeprägt ist, hat uns erstaunt«, erklärte Studienleiter Goerres. Bei einem Drittel der Abgeordneten waren der Studie zufolge bereits Vater oder Mutter in einer Partei. Häufig folge der Nachwuchs der politischen Orientierung der Eltern und trete in die gleiche Partei ein, hieß es. Männer sind in den Kommunalparlamenten der Untersuchung zufolge weitaus in der Überzahl. Im Durchschnitt sind die befragten männlichen Abgeordneten mit 27 Jahren in die Politik gegangen, die Frauen mit 35 Jahren. epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.