Kluft zwischen Lokalpolitikern und Wählern

Studie aus NRW: Soziale Unterschiede sehr deutlich

  • Lesedauer: 2 Min.

Duisburg. Abgeordnete in Stadt- und Gemeinderäten in Nordrhein-Westfalen sind einer neuen Studie zufolge besser gebildet und deutlich wohlhabender als Normalbürger. »Sozial gesehen spiegeln die Gewählten damit nicht ihre Wähler wider«, erklärte Studienleiter Achim Goerres, Politik-Professor der Universität Duisburg-Essen, in Duisburg. »Kommunale Abgeordnete sind eine hochselektive Gruppe, eine soziale Elite, deren politische Wurzeln teilweise schon im Elternhaus liegen. Wer sich wünscht, dass unsere lokalen Politiker ein Abbild der Gesellschaft sind, muss angesichts unserer Ergebnisse enttäuscht sein.«

Goerres befragte für die Studie mit Studierenden 165 kommunale Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen telefonisch. Demnach haben die Politiker mehrheitlich Abitur und arbeiten als Angestellte. 43 Prozent von ihnen verdienen monatlich 2900 Euro netto und mehr, ein Viertel sogar mehr als 3500 Euro. In der Bevölkerung kommen dagegen nur zehn beziehungsweise vier Prozent auf diese Summen. Während die Hälfte der volljährigen Bürger in Nordrhein-Westfalen von bis zu 1300 Euro netto im Monat lebt, sind es unter den Abgeordneten der Kommunalparlamente nur 18 Prozent.

»Diese Verzerrung kennen wir schon von Berufspolitikern, aber dass sie auf der Ebene der Ehrenamtlichen so ausgeprägt ist, hat uns erstaunt«, erklärte Studienleiter Goerres. Bei einem Drittel der Abgeordneten waren der Studie zufolge bereits Vater oder Mutter in einer Partei. Häufig folge der Nachwuchs der politischen Orientierung der Eltern und trete in die gleiche Partei ein, hieß es. Männer sind in den Kommunalparlamenten der Untersuchung zufolge weitaus in der Überzahl. Im Durchschnitt sind die befragten männlichen Abgeordneten mit 27 Jahren in die Politik gegangen, die Frauen mit 35 Jahren. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -