Großzügig gerechnet
Nicolas Šustr über zweierlei Maß bei geschätzten Kosten
Nur das Beste will die Stadtentwicklungsverwaltung anscheinend für die Radfahrer der Hauptstadt. Zumindest lässt die Kostenschätzung des Senats, den die Aktivisten des Radentscheids für den Start der Unterschriftensammlung brauchten, kaum einen anderen Schluss zu. 3,25 Millionen Euro soll der Kilometer Veloschnellweg nach amtlicher Schätzung kosten, orientiert am Preis des »Radschnellwegs Ruhr« in Nordrhein-Westfalen. Bloß kostet der nur rund 1,9 Millionen Euro pro Kilometer. Aber sicherlich schien den Senatsplanern die Ausführung dort für schlaglochverwöhnte hauptstädtische Zweiradfahrer nicht komfortabel genug.
Ganz besonders gut scheint es die Stadtentwicklungsverwaltung bei den Radspuren an Hauptstraßen zu meinen. Der Meterpreis für Neubau oder Sanierung wird mit 273 Euro angesetzt. Der Standard muss sehr fahrradfreundlich sein, denn erst kürzlich nannte der Senat Meterpreise von zehn Euro für abmarkierte Radwege, mit baulicher Trennung sind es dann 100 Euro. Ein komplett neu gebauter, zwei Meter breiter Weg kostet nach damaliger Auskunft 200 Euro. Da wurde also in der Schätzung noch eine große Schippe draufgelegt. Allerdings hieß es in dem Papier auch, dass statt knapp 1,4 Milliarden Euro eventuell auch nur Kosten von knapp 400 Millionen Euro anfallen könnten.
Wenn es um Volksentscheide geht, rechnet man im Senat lieber großzügig - gefühlt ist auch ein potenzieller Meteoriteneinschlag berücksichtigt. Erstaunlicherweise gibt es solche, nennen wir sie vorsichtige Schätzungen, nicht bei den Wunschprojekten der Regierenden, sei es Staatsoper, BER oder Kanzler-U-Bahn. Dabei hätte uns Realismus dort einiges erspart.
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