Kein vorzeitiger Abgesang

Niederlagen, Proteste, ökonomische Probleme: Ist Lateinamerikas Linke schon am Ende?

  • Günther Maihold
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Das linke Projekt in Lateinamerika ist noch nicht verbraucht, aber es bedarf dringender Korrekturen. Ohne sie steht die Linke in der Region aufgrund eigener Fehler in großer Gefahr, sich selbst abzuschaffen.

Die Niederlage von Daniel Scioli, dem Kandidaten von Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner im November 2015, und der Erfolg des konservativen Mauricio Macri, der Erdrutschsieg der venezolanischen Opposition bei den Wahlen im Dezember 2015 sowie das für Präsident Evo Morales im Februar 2016 negativ verlaufene Referendum über eine Verfassungsänderung, die ihm eine erneute Wiederwahl eröffnen sollte, stehen als Glieder einer Kette von Wahlentscheidungen, die ein Ende linker Vorherrschaft in der Politik Lateinamerikas ankündigen.

Der vom verstorbenen Präsidenten Venezuelas Hugo Chávez ausgerufene »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« scheint an sein Ende zu gelangen. Es schwindet die soziale Akzeptanz, zumindest was die Re-Legitimierung durch Wahlen angeht. Der Rekurs auf Ideologeme wie »das gute Leben« (buen vivir) oder die »endogene Entwicklung«, die sich von den konjunkturellen Zyklen der kapitalistischen Wirtschaft unabhängig ma...


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