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Cottbuser Straßenbahn gehen die Fahrzeuge aus

Dem Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Lausitzstadt fehlt das Geld für Modernisierung und Neubeschaffung

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.
Seit 1903 bilden Straßenbahnen in Cottbus das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs. Doch die technische Basis ist stark überaltert und für nötige Modernisierung oder Neuanschaffungen fehlt das Geld.

Die Straßenbahn gilt dank des elektrischen Antriebs und der großen Passagierkapazität als eines der umweltfreundlichsten urbanen Verkehrsmittel. Dennoch kämpfen die meisten in Brandenburg betriebenen Straßenbahnen - sie fahren in den Städten Cottbus, Potsdam, Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel sowie in Strausberg, Schöneiche/Rüdersdorf und Woltersdorf - ums Überleben. Grund ist Geldmangel, denn zum einen müssen sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel bis 2022 barrierefrei sein und zweitens erreichen viele Fahrzeuge inzwischen ihre technischen Nutzungsfristen. Die fälligen Millionenkosten überfordern die Kommunen, doch das Land lehnt eine Beteiligung ab.

In Cottbus haben sich in den zurückliegenden Monaten die Hiobsbotschaften in Sachen Straßenbahn gehäuft - es herrscht ein Mangel an Fahrzeugen. Jüngstes Beispiel ist der rapide gewachsene Verschleiß vor allem bei den zum Teil noch zu DDR-Zeiten angeschafften Tatra-Straßenbahnen - 21 Stück, deren Umbau und umfassende Modernisierung nun auch bereits knapp 20 Jahre zurückliegt. Zudem habe es, wie die »Lausitzer Rundschau« jetzt berichtete, allein in diesem Jahr schon vier Straßenbahnunfälle gegeben. Da kaum Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stehen, müssten teils Busse im Ersatzverkehr auf den Straßenbahnlinien eingesetzt werden. Die Tatra-Bahnen müssten immer häufiger in die Werkstatt zur Reparatur oder Wartung, wird die Sprecherin des kommunalen Unternehmens Cottbusverkehr, Christin Heldt, zitiert. Ein Kauf neuer Fahrzeuge sei bei einem Preis von rund zwei Millionen Euro pro Bahn aber praktisch unmöglich. Die vom Land an Cottbus vergebenen Mittel für den ÖPNV reichten dafür nicht aus. Im Gegensatz zu anderen Ländern vergebe Brandenburg keine Fördermittel für Neufahrzeuge. Immer wieder ist im Gespräch, den Tram-Betrieb in Cottbus einzustellen.

Die Cottbuser Straßenbahn hat 2015 rund 5,8 Millionen Fahrgäste befördert - das ist viel für eine Stadt mit 99 000 Einwohnern. Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe hat erst im März gefordert, eine gemeinsame Lösung mit dem Land zu suchen. Die Stadt habe sich mit dem Ausbau des zentralen städtischen Verkehrsknotens am Hauptbahnhof klar zur Straßenbahn bekannt. mit dpa

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