Bund hat zuwenig Mitarbeiter mit Migrationshintergrund
Laut Studie nicht mal jeder sechste Beschäftigte / Özoguz fordert Zielmarken zur Steigerung des Anteils / Deutscher Gewerkschaftsbund verlangt »interkulturelle Öffnung«
Berlin. In der Bundesverwaltung sind Beschäftigte mit Migrationshintergrund einer Studie zufolge unterrepräsentiert. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung liegt der Anteil der Beschäftigten mit ausländischen Wurzeln in Bundesbehörden bei durchschnittlich 14,8 Prozent. Zum Vergleich: In der Privatwirtschaft haben 20,1 Prozent der abhängig Beschäftigten einen Migrationshintergrund.
Den Angaben zufolge handelt es sich bei in der Bundesverwaltung tätigen Menschen mit ausländischen Wurzeln überwiegend um junge Frauen, die in eher niedrigen Laufbahngruppen beschäftigt sind. Sie stehen seltener in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und sind seltener verbeamtet.
Besonders gering ist der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund im Verteidigungsministerium (6,4 Prozent), Spitzenreiter ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) mit 24,2 Prozent. Im Vergleich mit der öffentlichen Verwaltung im Allgemeinen, deren Anteil von Mitarbeitern mit ausländischen Wurzeln bei 6,7 Prozent liegt, sind Beschäftigte mit Migrationshintergrund bei Bundesbehörden allerdings häufiger vertreten.
»Die Studie liefert erstmals einen empirischen Beleg dafür, dass Beschäftigte mit Einwanderungsgeschichten in der Bundesverwaltung noch immer deutlich unterrepräsentiert sind«, erklärte die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD). »Es muss uns wachrütteln, dass sie nicht nur schwerer den Weg in die Verwaltung finden, sondern auch überproportional im einfachen und mittleren Dienst vertreten sind und offenbar nicht weiterkommen.«
Özoguz forderte, Beschäftigten mit Migrationshintergrund mehr Chancen in den Bundesbehörden zu eröffnen. »Wenn wir in der Wirtschaft und in anderen gesellschaftlichen Bereichen eine gleichberechtigte Partizipation von Menschen mit Einwanderungsgeschichten einfordern, dann muss das natürlich erst recht für die Bundesverwaltung gelten«, erklärte sie. Der Bund habe eine Vorbildfunktion und »muss hier noch besser werden«.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangte eine »interkulturelle Öffnung« in allen deutschen Behörden. »Der Staat verschenkt hier ein Fachkräftepotential - und das kann er sich nicht leisten«, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Um für einen diskriminierungsfreien Zugang für Menschen mit Migrationshintergrund zu sorgen, seien unter anderem mehr Schulungen für interkulturelle Kompetenz für die Behördenmitarbeiter notwendig. Außerdem müsse ein Teilhabegesetz für den öffentlichen Dienst auch ausländische Berufsqualifikationen voll anerkennen.
Die Studie beruht auf Befragungen von Beschäftigten in insgesamt 14 Bundesministerien, der Bundeswehr und acht Bundesoberbehörden. Die Teilnahme an der Erhebung war freiwillig. Insgesamt sind 497.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst des Bundes tätig. Agenturen/nd
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