Rechtspopulisten bekommen Ärger für Werbeplakat
»Dänische Volkspartei« zeigt auf Plakatkampagne ausschließlich weiße Bevölkerung
Stockholm. Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (DF) hat sich von einer rassistischen Kleinstpartei zu einer rechten Volkspartei entwickelt. Doch die DF erhitzt weiterhin die Gemüter: Seit Wochen wird das Plakat »Unser Dänemark – es gibt so viel, um das wir uns kümmern müssen« hitzig debattiert. Denn unter diesem Werbespruch sind acht ausschließlich weiße Dänen und ein Hund zu sehen. Die Personen sollen drei Generationen Dänemark abbilden.
Bei den Europawahlen 2014 wurde die DF mit 26,6 Prozent weit vor den Sozialdemokraten (19,1 Prozent) stärkste Kraft. Dies vor allem, weil sie durch ein vermeintlich gemäßigteres Auftreten immer mehr bütgerliche Wähler anzieht. Doch dieser Eindruck wird nun durch die Diskussion gefährdet. Zunächst wurde das Plakat lächerlich gemacht, weil der Hund dort per Bildbearbeitung stümperhaft eingesetzt wurde. Die DF gab zu, dass die Montage recht amateurhaft durchgeführt wurde.
Doch dann wurde es ernst. Viele Dänen, vor allem auch Einwanderer, kritisierten, dass auf dem Bild nur weiße Dänen zu sehen sind, obwohl viele Dänen auch anders aussehen. Die DF-Kampagne wasche das multikulturell geprägte Dänemark weiß, so die Kritiker. Gegenkampagnen wurden gestartet, die unter dem gleichen Motto Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe samt dem obligatorischen Hund abbilden. Eine dieser Kampagnen stammt von dem sich nun im Internet großer Beliebtheit erfreuenden PR-Mann Alex Ferlini. Er betont, selbst halbdänisch und halbitalienisch zu sein. Mit dem Plakat wolle er sich ganz nach dem Motto der DF »um etwas kümmern«. Und zwar darum, dass allen klar wird, dass »unser Dänemark« auch den Einwanderern gehört.
Der Streit wäre vermutlich abgeebbt. Doch der stramme DF-Veteran Sören Espersen goss Öl ins Feuer, als er Kritikern entgegnete: »Ich persönlich bin farbenblind, deshalb weiß ich nicht einmal, welche Farbe die Leute auf unserem Plakat haben. Wir hätten auch einen Neger mit reinnehmen können - und was? Was hätte das geändert?«, polterte der DF-Altgardist im Sender TV2.
Sogar die von Rechtsradikalen gern gewählte DF hat ihren Mitgliedern die öffentliche Nutzung des Wortes »Neger« 2013 im Zuge ihrer Kampagne zur Öffnung für breitere Wählerschichten verboten. Das gilt eigentlich auch für Espersen. Doch der stellt sich stur. »Nein ich werden mich nicht entschuldigen! Ich werde dieses Wort immer und immer wieder bei anderen Gelegenheiten benutzen. Es liegt tief in meinem Wortschatz. Ich bin ein alter Mann und dieses Wort ist ja sehr allumfassend«, sagte er.
Dann mischte sich seine Frau Yvette in den Streit ein. Sie wolle die Schöpfer der multikulturellen Gegenkampagne wegen Urheberrechtsverletzung verklagen. Die hatte für ihren Gegenentwurf die DF-Anzeige als Ausgangspunkt genutzt. »Die Schriftart in der Anzeige habe ich selbst gestaltet. Und sie wird in allen DF-Kampagnen genutzt. Laut dem Kopierschutzgesetz darf man sie nicht einfach stehlen«, sagte Yvette Espersen.
Doch auch die DF kupfert ab. Der dänische Liedermacher Bjarne Jes Hansen hat angekündigt, die DF zu verklagen, weil sie in ihrem Slogan den Satz »es gibt so viel, um das wir uns kümmern müssen« aus einem seiner Lieder geklaut habe. Schon 2015 hatte eine Musikerin gegen die DF Urheberrechtsansprüche geltend gemacht, weil sie angeblich ihren Liedtitel »Gebt uns Dänemark zurück« für die Wahlkampagne gestohlen hatte.
Der DF-Vorsitzende Kristian Thulesen Dahl versucht nun, in der Debatte abzulenken, indem er die Multikultigegenkampagne als lustig und den Plakatstreit als vermeintliches Kennzeichen für ein verfrühtes Sommerloch bezeichnet.
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