In Gottes Mülleimer

Schmiersuff, Kneipenblues und Elend: Über eine Gegenwartsliteratur, die sich facettenreich an den untersten Rand der Gesellschaft wagt

Die Literaturgeschichte ist auch eine Geschichte der Schönen und Reichen, eine Geschichte der Macht und Ausgrenzung. Nachdem Adel und Klerus über Jahrhunderte hinweg den abendländischen Kanon bestimmten, brachte erst das 18. Jahrhundert die wirkliche Wende. Nach der Märzrevolution und Karl Marx’ »Das Kapital« sind dann im späten 19. Jahrhundert die Weichen für das Proletariat gestellt, im frühen 20. Jahrhundert die Angestellten und städtischen Durchschnittsbewohner im Fokus der Aufmerksamkeit. Vom Klassenkampf ist seither in der Belletristik jedoch nur noch wenig zu spüren. Seither bezieht die Literatur ihre Stoffe von vermeintlich allen Milieus: Mittelständler und Aufsteiger, Millionäre und treue Arbeiter, Erfinder und Lehrer, Ossis und Wessis, Weltverbesserer und Heuchler, Kosmopoliten und Heimatverbundene, Lügner, Retter und Genies. Jedes Jahrzehnt hat seine Soziogramme und Persönlichkeiten.

Wer unterdessen ein Nischendasein fü...


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