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Muslime wehren sich gegen Rassismus

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) und Zentralratschef Aiman Mazyek besuchen Neuköllner Dar Assalam Moschee

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 3 Min.
AfD-Hetze und PEGIDA-Demos - der anti-muslimische Rassismus nimmt zu, auch in Berlin. Muslimische Gemeinden wehren sich und veranstalten eine Diskussion in ihrer Moschee.

In dem kleinen Gebetsraum der Dar Assalam Moschee in Neukölln reihen sich am Montagabend Gartenstühle auf den Teppichen. Die Frauen sitzen größtenteils auf der linken Seite des Raumes, die Männer auf der rechten. Wohl aus Gewohnheit. Vorne unter der Kanzel ist ein kleines Podium aufgebaut, daneben eine Leinwand, auf der die heutige Veranstaltung angekündigt wird. Nach einigen singend vorgetragenen Versen aus dem Koran betritt der erste Ehrengast des Abends, die Vizepräsidentin des Bundestages Claudia Roth (Grüne) - selbstverständlich barfuß - das Podium.

Roth ist im Wahlkampfmodus, hält eine flammende Rede darüber, das multikulturelle Deutschland zu repräsentieren und erinnert das Publikum an den ersten Artikel des Grundgesetzes. Mit aller Kraft wolle sie dagegen kämpfen, dass Muslime Angst haben müssten in »ihrem Land« und erntet für den gut platzierten Ausruf »Sie sind Deutschland!« tosenden Applaus.

Angst, das heißt Angst vor der AfD, Angst vor Rassismus, vor rechten Übergriffen. »Gemeinsam gegen Rassismus« ist daher das Motto der Veranstaltung in der »Neuköllner Begegnungsstätte e.V« (NBS), das zur Dar Assalam Moschee gehört. »Rassismus kann Menschen nur spalten«, sagt der Imam der Gemeinde, Mohamed Taha Sabi. »Wir aber wollen vereinen.« Doch bis jeder Mensch, ungeachtet seiner Hauptfarbe, Religionszugehörigkeit und Herkunft in Frieden leben könne, »gibt es noch viele Baustellen zu bewältigen«, so Taha Sabi. Er spricht heute deutsch, die Veranstaltung wird über Kopfhörer auf arabisch simultan übersetzt. Der zweite Ehrengast des Abends, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, ist ein gern gesehener Gast der Begegnungsstätte. Er findet, in Deutschland diskutiere man immer wieder dieselbe Attitüde, immer wieder hieße es, »die Muslime gehören nicht hierher«. Mazyek nennt dieses Verhalten »pubertär«. Eine Partei wie die AfD produziere Vor- und Fehlurteile über den Islam und die muslimische Bevölkerung. »Wir sind jedoch nur die Projektionsfläche«, sagt Mazyek. Am Ende gehe es um die Spaltung der Gesellschaft. »Ich werde nicht zulassen, dass diese Menschen es schaffen, unsere Gesellschaft auseinander zu dividieren.«

Der Vorsitzende des Zentralrats hatte kürzlich das Gespräch mit AfD-Politikern gesucht, die das Treffen jedoch vorzeitig abbrachen. Auch Claudia Roth steht mit der rechtpopulistischen Partei auf Kriegsfuß, bezeichnet sich selbst als deren Hauptfeindin und verkündet stolz ihren AfD-Spitznamen »Fatima Roth«.

Recht hat sie jedoch, wenn sie sagt, es sei eine Schande, wie durch eine solche Partei die Stimmung im Land »wieder so schnell entflammbar« sei. Mit dem möglichen Einzug der AfD in das Abgeordnetenhaus im September ist auch die Hauptstadt vor dieser Gefahr nicht gefeit.

»Gemeinsam gegen Rassismus« ist jedoch nicht nur das Motto dieser Veranstaltung. Es beschreibt auch die Arbeit der Neuköllner Begegnungsstätte, die sich selbst als multikulturellen Verein »für alle Menschen unabhängig von ihren Nationalitäten, Religionen oder Sprachen« versteht. Ziel ihrer Arbeit ist es, eine Brücke zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Berliner Migranten zu schlagen.

Dafür engagiert sich der Verein seit langem in sozialen Projekten, unter anderem mit Frauenförderung oder dem von Neuköllner Jugendlichen organisierten Kälteprojekt »Herzenswärme«. Er leistet vielfach Integrationsarbeit, derzeit insbesondere mit den Geflüchteten aus den Hangars am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Vereins- und Gemeindemitglieder besuchen Frauen in Notunterkünften, begleiten Geflüchtete in Jobcenter und zum Arzt. Auch zwei »Flüchtlingsfeste« organisierte die Begegnungsstätte bereits.

Das große Engagement von Imam Taha Sabi, der immer ein offenes Ohr für die Geflüchteten hat, wurde mit dem Landesverdienstkreuz belohnt.

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