Wirkliche Realität
Heute filmen 100 Kamerateams in Bayern 24 Stunden lang den Alltag der Freistaat-Bewohner
Der Bayerische Rundfunk kopiert ein Sendeformat von Arte, aber das ist gut so. In »24 Stunden Bayern« blicken 100 Kamerateams in den Alltag der Bayern. Wer also am heutigen Freitag im Freistaat unterwegs ist, soll sich nicht wundern.
Die Realität, heißt es im Volksmund gern, ist doch der beste Regisseur. Die Realität, besagt hingegen der zeitgenössische Publikumsgeschmack, muss dabei gar nicht so zwingend der Wirklichkeit entsprechen, um als solche durchzugehen. Da reicht bereits ein kurzer Blick ins heutige RTL-Programm: Nach dem Mittagsmagazin gaukeln »Ver᠆dachts-« und »Betrugsfälle« ebenso wie ein »Blaulicht Report« Tatsachen vor, die zwar allesamt erstunken und erlogen sind, vom Durchschnittszuschauer aber nachweislich für voll genommen werden. »Scripted Reality« eben, die Wahrheit des Fernsehkommerzes.
Umso erstaunlicher ist es da, dass sich auch die beglaubigte Gewissheit draußen vorm Flachbildschirm gut hält im Konkurrenzkampf mit dem täglichen Betrug der Privatsender. Wissenschaft, Politik, Geschichte erzielen als unterhaltsame Kofferwortformate wie »Historytainment« unverdrossen Topquoten, die das gemeine Dokudrama auch im dritten Jahr nach dem TV-Abs...
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