Werbung

Syrische Armee stößt in die Provinz Raka vor

Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« gerät zusehends in Bedrängnis / Rebelleneinheiten rücken auf Minbedsch vor / Irakische Sicherheitskräfte bei Falludscha auf dem Vormarsch

  • Lesedauer: 3 Min.

Beirut. Die syrische Armee ist am Wochenende erstmals seit fast zwei Jahren in die Provinz Raka vorgestoßen. Die Regierungstruppen hätten bei ihrem Vormarsch Unterstützung durch russische Luftangriffe sowie von durch Russland ausgebildeten Milizen erhalten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit. Ihre Informationen sind von unabhängige Stelle allerdings nicht überprüfbar, da sich kaum noch Journalisten im Kriegsgebiet aufhalten. Die Provinzhauptstadt Raka ist die Hochburg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien.

Es sei seit August 2014 das erste Mal, dass die Armee in der Provinz Raka im Norden des Landes stehe, erklärte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle, die in Syrien breit vernetzt ist. Der IS gerät angesichts mehrerer gegen ihn gerichteter Offensiven zusehends in Bedrängnis. Raka wollen auch die von der internationalen Anti-IS-Koalition unterstützten kurdisch-arabischen Einheiten erobern. Deren Offensive hatte Ende Mai begonnen.

Syrische Rebellengruppen entrissen dem IS nach US-Angaben in den vergangenen Tagen die Kontrolle über rund hundert Quadratkilometer im Westen des Euphrat. An der Offensive auf Minbedsch seien rund 3000 arabische und 500 kurdische Kämpfer beteiligt, sagte ein Sprecher des US-Regionalkommandos Centcom. Die Rebellengruppen seien bis auf fünf Kilometer an Minbedsch herangerückt, teilte die Beobachtungsstelle am Sonntag mit. Minbedsch liegt an der Verbindungsstraße zwischen Raka und der türkischen Grenze.

Die IS-Miliz hatte weite Landesteile in Syrien sowie im Irak erobert und in den von ihr gehaltenen Gebieten einen sogenannten islamischen Gottesstaat ausgerufen. Die USA fliegen seit dem Sommer 2014 gemeinsam mit Verbündeten Luftangriffe auf IS-Stellungen. Bei den jüngsten Kämpfen wurden mindestens 26 IS-Kämpfer und mindestens neun Soldaten der syrischen Regierungstruppen getötet. Die Offensive der Regierungstruppen näherte sich von Südwesten her bis auf 40 Kilometer der Stadt Tabka, wo am Euphrat der größte Staudamm Syriens liegt.

Bei den gegen den IS gerichteten Offensiven »scheint es eine nicht deklarierte Koordination zwischen Washington und Moskau« zu geben, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Abdel Rahmane. Reguläre syrische Armeeeinheiten würden von Milizionären unterstützt, die kürzlich von Russland ausgebildet worden seien.

In der Stadt Aleppo im Norden Syriens wurden bei neuen Luftangriffen auf Rebellen-Viertel nach Angaben der Beobachtungsstelle neun Menschen getötet. Bereits am Freitag waren in Aleppo fast 60 Menschen durch Luftangriffe getötet worden. Die syrischen Staatsmedien berichteten, sieben Zivilisten seien getötet worden, als Aufständische Raketen abfeuerten. Insgesamt sind im syrischen Bürgerkrieg seit März 2011 mehr als 280.000 Menschen getötet worden.

Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte angesichts der jüngsten militärischen Erfolge, der IS werde militärisch »unterliegen«. Der Islamische Staat sei bereits »ganz deutlich auf dem Rückzug«, sagte Le Drian dem TV-Sender Public Sénat. Wenn der IS seine Hochburg Mossul im Irak einbüße, werde dies »der Anfang vom Ende« der Dschihadistenorganisation sein.

Auch aus dem Irak wurden militärische Erfolge der Regierungstruppen gegen den IS gemeldet. Kämpfer der Armee, der Polizei und einer Schiiten-Miliz seien in das Zentrum der Stadt Saklawija vorgedrungen, die zehn Kilometer nordwestlich von Falludscha liegt, hieß es am Wochenende aus Sicherheitskreisen. Falludscha, 50 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, wird seit 2014 vom IS kontrolliert. AFP/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.