Franzosen sind Fans unter Vorbehalt
Fußballautor Joachim Barbier erklärt die seltsame Distanz seiner Landsleute zu »le foot«
Der Journalist und Autor Joachim Barbier (50) kann auch kurz vor Beginn der EM bei seinen Landsleuten kaum Vorfreude ausmachen. Im »nd«-Interview erklärt er, welchen Anteil daran der Verband hat, warum Franck Ribéry ein schlechtes Image besitzt und wieso Karim Benzemas Rassismus-Vorwürfe gegen Trainer Didier Deschamps haltlos sind.
Sie leben mitten in Paris. Woran merken Sie, dass die EM in ein paar Tagen beginnt?
Fast hätte ich gesagt: gar nicht. So etwas wie Verzückung ist hier jedenfalls nicht zu spüren. Wenn man sie darauf anspricht, sagen die Leute: »Ach ja, stimmt, das fängt ja jetzt am Wochenende an.« Als ob sie es zwischenzeitlich vergessen hätten. Bestenfalls herrscht eine Art Vorfreude auf Bewährung, als ob ein Streiktag mehr oder weniger, eine Auseinandersetzung zwischen Fans oder eine Terrordrohung das ganze Turnier versauen könnten.
Vielleicht hat Paris schlicht andere Sorgen als Fußball?
Zumindest haben die Gewerkschaften angekündigt, dass sie die Streiks während der EM wieder verstärken wollen. Und dann haben wir gerade historische Überschwemmungen erlebt, die selbst die Seine über die Ufer haben treten lassen. Das hat dazu geführt, dass die EM auch in den Medien ins Hintertreffen geraten ist.
In Ihrem Buch »Das Land, das den Fußball ni...
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