Französische Regierung will Lokführer zur Arbeit zwingen
Minister sichert Fußballfans trotz Streiks Transport zu Stadien zu / Gewerkschafter von Air France kündigen viertägigen Ausstand an
Paris. Frankreichs Transportminister Alain Vidalies hat nicht ausgeschlossen, die streikenden Zugführer im Vorfeld des EM-Eröffnungsspiels am Freitag in Saint Denis zwischen Gastgeber Frankreich und Rumänien zur Arbeit zu zwingen. »Wenn wir entsprechende Anweisungen geben müssen, werden wir das tun«, sagte Vidalies dem Radiosender Europe 1.
Weitere Verhandlungen mit den Streikenden lehnte der Politiker bis auf weiteres ab: »Wir werden keine Aktionen tolerieren, die das große EM-Fest stören. Der Ausstand ist sinnlos geworden.«
Die französischen Eisenbahner hatten zuvor beschlossen, den Streik bei der Staatsbahn SNCF auch an den ersten Tagen der Fußball-EM fortzusetzen. Dieser betrifft auch die Pariser Vorortzüge, die zum Stade de France fahren, wo am Freitagabend das Eröffnungsspiel stattfindet. Die Direktion hat daher einen Notfallplan erarbeitet. Ab 18.00 Uhr verkehrt alle sechs Minuten ein Vorortzug (RER) zum Stade de France - aber erst und nur vom Nordbahnhof (Gare du Nord).
Ob dieser Plan nur für das Eröffnungsspiel gilt oder auch für weitere Spiele im Stade de France - Deutschland spielt dort am 15. Juni gegen Polen - ist noch unbekannt.
Offen ist auch, wie lange der Streik noch dauert. Ein Gewerkschaftler der kommunistischen CGT sagte dem Nachrichtensender BFMTV: »Es geht hier um meine Arbeitsbedingungen für Jahre. Da interessiert mich doch nicht ein internationales Sportereignis von Wochen.« Auch Gewerkschaftler der Fluggesellschaft Air France haben einen viertägigen Streik ab Samstag angekündigt.
Die durch die Arbeitsniederlegungen bei der Pariser Stadtreinigung aufgehäuften Müllberge sollen im Laufe des Freitags abgebaut werden. »Wir haben begonnen, die Müllsäcke einzusammeln, und wir werden es weiter tun«, kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo an.
Für OK-Chef Jacques Lambert ist der Auftakt des Fußball-Spektakels aber schon jetzt beschädigt. »Das Bild, das Frankreich abgibt, ist nicht das Bild, das wir zeigen wollten«, sagte er Radio France Inter. Es sei sehr bedauerlich, so Lambert weiter, dass sich die Fans in Frankreich nicht völlig frei bewegen können. Rund 1,5 Millionen ausländische Besucher werden insgesamt zur noch bis zum 10. Juli dauernden EM-Endrunde erwartet. Agenturen/nd
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