Mehr Zeugen wenden sich an Opferhilfe
Potsdam. In Brandenburg nehmen Zeugen von Gerichtsprozessen immer häufiger die Unterstützung von Opferschutzverbänden in Anspruch. Das ergab eine Umfrage der »Deutschen Presse-Agentur«. An die Opferhilfe Brandenburg wandten sich 2015 demnach 675 Ratsuchende. Vor drei Jahren seien es nur rund 500 Fälle gewesen, so Rosemarie Priet von der Opferhilfe. Im vergangenen Jahr habe die Opferhilfe 190 Fälle psychosozialer Prozessbegleitung übernommen. Laut Priet liegt das in der verbesserten Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz, die Zeugen gezielter auf die Angebote aufmerksam machten.
Auch die Opferperspektive Brandenburg, die seit 18 Jahren Betroffene rechter Gewalt unterstützt, beobachtet seit Jahren eine wachsende Nachfrage. »2015 haben wir 227 Personen beraten«, sagte Vereinssprecher Joschka Fröschner. Die Opfer kämen häufig aus dem Kreis Spree-Neiße sowie der Stadt Cottbus, wo es regelmäßig rassistisch motivierte Übergriffe sowie Angriffe auf alternative Jugendliche gebe. »67 Prozent der Angriffe lag eine rassistische Motivation zugrunde«, sagte Fröschner. Die meisten Klienten seien Geflüchtete.
Zwar begrüßen die zumeist gemeinnützigen Vereine das gesteigerte Interesse. Die Entwicklung stellt sie aber auch vor Herausforderungen. »Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen«, sagte Priet. Durch das gestiegene Fallaufkommen ist man auch bei der Opferperspektive nicht mehr in der Lage, alle Klienten zu beraten, wie Fröschner erklärt. Hinzu komme die oftmals lange Dauer von Gerichtsverfahren. »Da die Brandenburger Gerichte, speziell der Justizbereich Cottbus, stark überlastet sind, kann das eine Weile dauern«, sagte Fröschner.
Bei ihrer Arbeit werden die Vereine finanziell vom Land unterstützt. Jährlich fließen hunderttausende Euro in entsprechende Programme. Allein die Opferhilfe hat im vergangenen Jahr 340 000 Euro vom Land erhalten. dpa/nd
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