Orlando gedenkt seiner Opfer
Tausende Menschen trauern nach Attentat / UNO fordert strengere Waffengesetze
New York. Nach dem Attentat von Orlando versammeln sich am Montagabend unter anderem tausende Menschen um das historische Schwulenlokal »Stonewall Inn« in New York, um der Opfer zu gedenken. Die Menschen im Stadtviertel Greenwich Village tragen Blumen und Kerzen und führen Regenbogenflaggen mit. Redner rufen zu mehr Gleichberechtigung für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Menschen (LGBT) auf und fordern mehr Respekt für Minderheiten sowie striktere Waffengesetze.
Als Mitglied der LGBT-Gemeinde fühle er sich verpflichtet, an solch einem Tag Flagge zu zeigen, sagt Yesai Fstkchyan (26). »Es ist ein toller Ort, um mit den Gefühlen fertig zu werden, die einen bewegen, und auch anderen dabei zu helfen.« Die 20-jährige Studentin Erin Kohler vom Ithaca College spricht von einem Gefühl des Zusammenhalts: »Es ist, als wäre deine Familie zusammengekommen, um sich dadurch stärker zu fühlen.«
Kohler führt den Vorsitz des »Queer Club« in Ithaca, ist gleichzeitig auch Mitglied der US-Waffenlobby National Rifle Association (NRA) und geht leidenschaftlich gern auf die Jagd. Dennoch befürwortet die Studentin Beschränkungen beim Verkauf halbautomatischer Waffen. »Ich verstehe nicht, wieso Sturmgewehre nötig sind. Es gibt überhaupt keinen Grund (sie zu besitzen).«
Strengere Waffengesetze in den USA forderte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Zeid Ra'ad al-Hussein. Die US-Regierung müsse ihre Verpflichtung ernst nehmen, die Bürger vor den »erschreckend alltäglichen, aber verhinderbaren Gewaltakten, die ein direktes Ergebnis einer ungenügenden Waffenkontrolle sind«, zu schützen, sagte Zeid am Dienstag in Genf.
Der 29-jähriger Attentäter Omar Mateen hatte in der Nacht zum Sonntag den Nachtclub »Pulse« in Orlando mit Schusswaffen angegriffen und anschließend Gäste als Geiseln genommen. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei beendete die Geiselnahme gewaltsam und tötete dabei den Attentäter. 49 weitere Menschen starben.
»Wie viele Massentötungen von Schulkindern, Kollegen, afroamerikanischen Kirchenbesuchern wird es noch geben, bevor die USA scharfe Waffengesetze beschließen«, sagte der UN-Menschenrechtsbeauftragte mit Blick auf die jüngsten Amokläufe und Massentötungen in den USA.
Die Argumente der Waffenlobby insbesondere in den USA wies Zeid zurück. »Verantwortungslose Waffen-Propaganda behauptet, dass Schusswaffen eine Gesellschaft sicherer machen, während alles dagegen spricht.«
Ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen belege den Zusammenhang zwischen Waffenbesitz in der Bevölkerung und zerstörerischer Waffengewalt. »Beispiele aus vielen Ländern zeigen eindeutig, dass gesetzliche Regelungen für den Erwerb und die Nutzung von Schusswaffen zu einem dramatischen Rückgang von Gewaltverbrechen geführt haben«, sagte Zeid.
US-Präsident Barack Obama war im Verlauf seiner achtjährigen Amtszeit mit mehreren Initiativen zur Verschärfung des Waffenrechts am Widerstand des Kongresses gescheitert. Nach dem Orlando-Attentat hatte er erneut betont, dass es die US-Gesetzgebung einzelnen »sehr leicht macht«, an »sehr starke Waffen zu kommen«, selbst wenn diese Menschen schwere Probleme hätten oder psychische Störungen aufwiesen. Angesichts der Tatenlosigkeit des von den Republikanern beherrschten Kongresses sei der Präsident »frustriert, manchmal sogar wütend«, sagte sein Sprecher Josh Earnest.
Schon kurz nach der Tat forderte der wahrscheinliche republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump Obama zum Rücktritt auf. Er warf dem Präsidenten vor, es im Anti-Terror-Kampf an Härte vermissen zu lassen. Am Montag kündigte der rechtspopulistische Milliardär an, bei einem Wahlsieg die Einreise aus allen Staaten zu stoppen, die unter Terrorverdacht stünden. Agenturen/nd
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