Eiffelturm wegen Streiks geschlossen
Massenprotest in Paris gegen neue Arbeitsgesetze / Demonstrationen auch in anderen Städten
Paris. Überpünktlich setzte sich am Dienstag gegen 13 Uhr die Spitze der Demonstration in Paris vom Place d’Italie aus in Bewegung. Der Platz vermochte die mehreren Hunderttausend Teilnehmer nicht zu fassen. Optisch dominierten die rot-gelben Fahnen der Gewerkschaft CGT. An der Spitze des Protestzuges lief ein schwarzer Block, der jedoch mit bunten Strickmützen durchsetzt war. Die Polizei umgab diesen Teil der Demo mit einem Spalier von Beamten. Seitenstraßen waren mit Plexiglas-Scheiben abgesperrt.
Bei den Auseinandersetzungen im Rahmen der Proteste gegen das Arbeitsgesetz wurde ein Demonstrant lebensgefährlich verletzt. Wie nd-Reporter Bernard Schmid berichtet, sei ein Mann durch eine Polizeigranate im Rücken getroffen worden und schwebe in Lebensgefahr. Er wurde von der Feuerwehr nahe der Metrostation Duroc abtransportiert. Noch vor 14 Uhr knallten die ersten Schockgranaten der Polizei, aber auch Böller und Feuerwerkskörper aus den Reihen der Demonstranten. Der Protestzug bewegte sich zwischen Polizisten mit Schlagstöcken im Anschlag und einem umgestürzten Auto den Boulevard Port-Royal hoch.
Neben der Großdemonstration in Paris gingen in mehreren Städten Menschen gegen die geplante Lockerung des Arbeitsrechts auf die Straße. In Paris musste wegen streikender Mitarbeiter der Eiffelturm geschlossen bleiben. In Kraftwerken drosselten Mitarbeiter die Stromproduktion, im Großraum Paris wurden Hochspannungsleitungen unterbrochen. Die Gewerkschaften hofften, so viele Menschen auf die Straße zu bekommen wie noch nie seit Beginn der Proteste gegen die Arbeitsmarktreform. Nach Angaben der Gewerkschaft CGT wurden mehr als 600 Busse angemietet, um Menschen zur Demonstration nach Paris zu bringen.
Neben der Demonstration in der Hauptstadt waren rund 50 weitere Kundgebungen geplant. Bei den bislang größten Demonstrationen gegen Hollandes Vorhaben hatten Ende März nach Behördenangaben landesweit 390 000, laut den Gewerkschaften sogar 1,2 Millionen Menschen teilgenommen.
Die Gewerkschaften protestieren schon seit mehr als drei Monaten gegen die Pläne des sozialistischen Präsidenten, der im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit unter anderem die 35-Stunden-Woche und den Kündigungsschutz lockern will. Bei Demonstrationen kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu gewalttätigen Krawallen. Die Polizei, die derzeit wegen der Gefahr von Anschlägen und Hooligan-Krawallen bei der Fußball-EM im Dauereinsatz ist, befürchtete neue Ausschreitungen. Gegen 130 Menschen, die bei früheren Demonstrationen wegen Krawallen festgenommen worden waren, wurde ein Demonstrationsverbot verhängt. EM-Spiele fanden am Dienstag in Paris nicht statt. nd/Agenturen
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