Ein gefährliches Spiel
Stephan Fischer über das Trennende dieser Fußball-Europameisterschaft
Das Turnier in Frankreich kann angesichts des Zustands Europas zum Risiko werden – weil immer weniger das Spiel und immer mehr die politische Aufladung der Spiele und ihres Drumherums in den Vordergrund rücken.
Fußball kann verbinden – eine ziemlich totgerittene Phrase, die dennoch stimmt. Unter bestimmten Bedingungen: Wenn es tatsächlich ums Spielen geht. In diesen Sport wird sehr viel hineininterpretiert – manchmal zu viel, wenn er als Folie für gesellschaftliche Entwicklungen betrachtet wird und beispielsweise das Offensivspiel von Borussia Mönchengladbach Ende der 1960er als Vorwegnahme des Brandtschen Diktums, mehr Demokratie zu wagen, interpretiert wird. Man kann den Fußball auch zu ernst nehmen. Leider wird aus dem Spiel Fußball all zu oft bitterer, manchmal tödlicher, Ernst. Zu ebenjener Zeit, als die wilden Mähnen um Günther Netzer am Bökelberg stürmten, brach ein Krieg zwischen Honduras und El Salvador aus. Der sogenannte Fußballkrieg hatte seine Ursache nicht im Fußball – er entzündete sich aber an einem WM-Qualifikationsspiel der Mannschaften aus beiden Ländern.
Nun scheinen kriegerische Auseinandersetzungen, ausgelöst von Fu...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.