Es hat ihm fast das Herz zerrissen

Warum Fritz Schmid zwei Kameraden zum Überlaufen ermunterte, aber selbst nicht desertierte. Von Karlen Vesper

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Er ist nicht aufgeregt. Gelassen sieht er dem Ereignis in zehn Tagen entgegen. Fritz Schmid vollendet am 28. Juni sein 100. Lebensjahr. Gefeiert wird in einem Pankower Seniorenheim, »mit Kaffee und Kuchen«.

Vor 75 Jahren war ihm nicht nach feiern zumute. Klar, die Kameraden gratulierten ihm. Und sie waren euphorisch. Sechs Tage zuvor, am 22. Juni 1941, sind sie mit voller Montur, begleitet von rasselnden Panzern und über ihren Köpfen dröhnenden Bombergeschwader, in das Land eingefallen, in dem »der Untermensch« lebte, wie ihnen schon in der Schule weisgemacht worden ist. Es ging zügig voran. »Schon am ersten Tag legten wir 50 Kilometer zurück«, berichtet Fritz Schmid. Ein »Blitzkrieg« wie in Polen, wie in Frankreich. Zu Weihnachten spätestens würde man vor den Toren Moskaus stehen. Glaubten sie. Nicht Fritz Schmid. Er war skeptisch. Und hoffte, sich nicht zu irren. Ihm blutete das Herz. Vor Schmerz und Scham. Doch er konnte sich d...


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