Unterscheidbar bleiben

Andreas Fritsche 
zu kommunalen Wahlbündnissen gegen die AfD

  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist nur eine Bürgermeisterwahl in einer märkischen Kleinstadt. Solche Wahlen haben ihre eigenen Gesetze. Trotzdem lässt sich ein Trend ablesen. Die AfD legt in Brandenburg momentan nicht mehr sprunghaft zu, beißt sich aber bei 18 bis 22 Prozent fest. Gemessen an der großen Angst vor einem weiteren Vormarsch der AfD ist dies nicht viel - und doch ist es eine ganze Menge.

»Wir sind stolz auf dieses Ergebnis«, meinte die AfD zur Bürgermeisterwahl in Mittenwalde, bei der ihr Kandidat die Stichwahl mit einem Rückstand von lediglich vier Prozent verpasste.

Das demokratische Spektrum ist in Brandenburg breit genug, um Landräte oder Bürgermeister der AfD jederzeit und überall zu verhindern. Aber es ist bedauerlich, dass über ungewöhnliche Wahlbündnisse zumindest schon nachgedacht werden musste. Denn besser ist es im Prinzip, wenn SPD, CDU und LINKE jeweils eigene Bewerber aufstellen, damit die Parteien, die Programme und die Personen unterscheidbar bleiben. Auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, einen Erfolg der AfD auszuschließen, sollten sie sich erst einigen, wenn es gar nicht anders geht.

Vielleicht aber hat die AfD ihren Zenit bereits überschritten. Die Partei merkt selbstverständlich auch, dass durch die Abriegelung der Balkanroute kaum noch Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea nach Deutschland durchschlüpfen können. Außerdem erfährt sie, dass im Mai nur 514 Asylsuchende in Brandenburg ankamen, dass von Januar bis Mai 215 Asylbewerber abgeschoben worden und dass mindestens 506 Flüchtlinge freiwillig ausgereist sein. Aber die AfD benötigt Nachrichten, die für Menschen, die Furcht vor Fremden haben, besorgniserregend klingen. Sie machte auf 734 Tschetschenen aufmerksam, die von Januar bis Mai 2016 eintrafen - gegenüber 221 im Vorjahreszeitraum. Auf lange Sicht braucht die AfD allerdings andere zugkräftige Themen. Sonst verschwindet sie so schnell, wie sie gekommen ist. Hoffentlich.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -