Die Hymnen der Eltern im Biergarten

Die Feuilleton-EM-Kolumne

  • Jacinta Nandi
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

»Eine deutsche Mama-Freundin hat mich extra angerufen, um mir zu sagen, dass man Kinder höchstens zum Viertelfinale wach bleiben lassen soll.« - Ein Luxus, den sich nur deutsche Eltern überlegen können.

Wir gucken das England-Slowakei-Spiel in einem Biergarten in Kreuzberg: ich, mein Sohn, drei Engländerinnen, ein Engländer, zwei Iren, ein Ami und eine Norwegerin. Und noch ein Kind ist dabei, ein Mädchen: wie mein Sohn halb deutsch, halb englisch. Es ist eigentlich ziemlich kühl, abends, deswegen, wahrscheinlich, ist der Biergarten halb leer.

»Deutsche Eltern werden immer voll missbilligend«, sagt die Mama des Mädchens, »wenn du dein Kind länger wach bleiben lässt wegen dem Fußball.«

»Deutsche Eltern sind eigentlich immer total missbilligend und judgy«, sage ich.

»Eine deutsche Mama-Freundin hat mich heute extra angerufen, um mir Bescheid zu sagen, dass man die Kinder höchstens zum Viertelfinale und so wach bleiben lassen soll.«

»Das ist ein Luxus, den nur deutsche Eltern sich überhaupt überlegen können«, sage ich.

Ich denke daran, wie eine deutsche Mama-Freundin mich mal angerufen hat, um mir Bescheid zu sage...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -