Sorbisch für Fortgeschrittene
Meine Sicht: Andreas Fritsche ist fasziniert von seltenen Sprachen
Anderthalbtausend Jahre haben die beiden sorbischen Sprachen und viele ihrer Dialekte in der Lausitz überlebt. Mit deutschen, tschechischen und polnischen Lehnwörtern wurde die Ausdrucksweise an die jeweils modernen Erfordernisse angepasst. Jahrhundertelang widerstanden die Sorben dem Assimilierungsdruck ihrer deutschen Nachbarn, erlebten mal mehr und mal weniger Diskriminierung und sogar Verfolgung. Alle Versuche in Preußen, die niedersorbische Sprache zu unterdrücken und aus der Welt zu schaffen, sind gescheitert. Erst in der DDR mit ihrer an sich vorbildlichen Minderheitenpolitik drohte die selten gewordene Sprache auszusterben, weil sorbische Dörfer nun reihenweise dem Braunkohletagebau zum Opfer fielen und die danach verstreuten Einwohner immer weniger unter sich sein und die Sprache ihrer Vorfahren benutzen konnten. Das war nicht die Absicht der Regierung. Aber es geschah.
Ganz gewiss ist es auch heute nicht die Absicht der rot-roten Koalition, die insbesondere auf Drängen der Linkspartei allgemein viel für die Sorben getan hat, das Niedersorbische weiter in Bedrängnis zu bringen. Im Gegenteil: Mit dem Witaj-Projekt gibt es ein hervorragendes Instrument zur Revitalisierung der Sprache. Allerdings müssen Lehrer ausgebildet und eingestellt werden. Hier gab und gibt es immer mal wieder Irritationen und Auseinandersetzungen mit dem Bildungsministerium. Die sorbische Dachorganisation Domowina und ihr Regionalverband in der Niederlausitz mussten mehrfach Druck machen, um offene Fragen zu klären.
Die sorbische Kultur darf nicht zur bloßen Folklore mit Trachten und bemalten Ostereiern herabsinken, obwohl diese Traditionen sehr schön sind und unbedingt gepflegt werden müssen. Entscheidend ist aber die Rettung der niedersorbischen Sprache als Muttersprache, die in der Niederlausitz neben dem Deutschen von vielen Menschen aktiv gesprochen und verstanden wird.
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