36 Tote bei Anschlag auf Istanbuler Flughafen

Mindestens 147 Menschen verletzt / Erste Hinweise deuten auf IS / Drei Selbstmordattentäter schossen um sich und sprengten sich in die Luft

  • Lesedauer: 3 Min.

Istanbul. Bei einem Terroranschlag auf dem Atatürk-Flughafen in der türkischen Metropole Istanbul haben drei Selbstmordattentäter am Dienstagabend mindestens 36 Menschen mit in den Tod gerissen. Nach jüngsten Angaben der türkischen Behörden wurden außerdem mindestens 147 Menschen verletzt. Die türkische Polizei fahndet nach dem Hintermännern des Anschlags. Bis zum Mittwochmorgen bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat.

Ministerpräsident Binali Yildirim, der den Flughafen noch in der Nacht besuchte, sagte am Mittwochmorgen, erste Hinweise deuteten auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Urheber hin. Unter den Opfern seien türkische und ausländische Staatsbürger. Nach bisherigen Erkenntnissen hätten die Angreifer zunächst das Feuer eröffnet und sich dann in die Luft gesprengt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte am späten Dienstagabend, bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen seien.

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.

International sorgte der Anschlag für Erschütterung. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach am Mittwoch in Berlin von einem »feigen und brutalen Anschlag«: »Der Terrorismus hat mal wieder sein hässliches Gesicht gezeigt und unschuldige Menschen in den Tod gerissen«. Er trauere mit den Angehörigen der Opfer und wünsche den Verletzten schnelle Genesung. »Wir werden unseren Kampf gegen den Terrorismus gemeinsam mit unseren Verbündeten mit voller Härte fortsetzen«, betonte er.

Auch Iran hat den Selbstmordanschlag scharf verurteilt und eine gemeinsame Initiative gegen den Terrorismus gefordert. »Der Terror hat erneut bei unseren Freunden und Nachbarn in der Türkei sein hässliches Antlitz gezeigt«, schrieb Außenminister Mohammed Dschawad Sarif auf seiner Twitter-Seite. Der Terrorismus sei eine globale Bedrohung, die gemeinsam bekämpft werden müsse, fügte er hinzu.

Luftverkehr wieder aufgenommen

Der Luftverkehr auf dem Flughafen wurde inzwischen wieder aufgenommen. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Yildirim hatte den Flughafen zuvor für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen wieder ins Terminal.

Der Angriff sorgt allerdings für massives Chaos im Flugverkehr. Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen vom oder zum Atatürk-Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche Reisende vor dem Airport gestrandet, die vor der Attacke aus dem Terminal geflohen waren.

Nach den Selbstmordanschlägen gibt es am Mittwoch keine Flüge von Berlin-Tegel nach Istanbul. Dies sagte Flughafensprecher Lars Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Regulär wären es am Mittwoch fünf Flüge gewesen. Auch eine Maschine der Turkish Airlines, die am Dienstagabend mit 209 Passagieren von Berlin-Tegel aus mit einer Stunde Verspätung in Richtung Istanbul startete, erreichte ihr Ziel nicht. Ursprünglich sollte sie nach Ankara umgeleitet werden. Nach Angaben von Wagner kehrte die Maschine dann aber über der Slowakei um und flog zurück nach Tegel.

Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Urlauber getötet worden. Neben dem IS verübt auch die TAK - eine ehemalige Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Dieses Attentat vom 7. Juni war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls.

Die TAK hat auch ausländische Urlauber vor Türkeibesuchen gewarnt. Im vergangenen Dezember hatte die Gruppierung einen Mörserangriff auf den Flughafen Sabiha Gökcen in Istanbul verübt. nd/Agenturen

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