Nein-Sager

PERSONALIE

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass die US-Tochter seines ehemaligen Arbeitgebers gerade zum zweiten Mal durch den Stresstest der US-Notenbank Fed gerasselt ist, wird Rainer Neske wohl nur noch mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen haben. Denn der 51-jährige Diplom-Informatiker fängt an diesem Freitag seine neue Arbeit an: Er wird Chef der Landesbank Baden-Württemberg.

Zuvor war Neske sein halbes Leben lang bei der Deutschen Bank. Zunächst arbeitete das Mitglied des Wirtschaftsrats der CDU dort seinem Studium folgend vornehmlich im Bereich der Informationstechnologie. Seit 2009 war er Mitglied des Vorstandes und weltweit für das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank verantwortlich. Doch unter dem Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen war das klassische Bankgeschäft nicht sonderlich beliebt. Im Rahmen ihrer Strategie 2020 beschlossen sie im April 2015, die Postbank wieder zu verkaufen und im restlichen Privatkundengeschäft fast ein Drittel der Filialen zu schließen.

Neske soll damals als einziges Vorstandsmitglied dagegen gestimmt haben. Es war ein Machtkampf zwischen dem klassischen Bankkundengeschäft und dem risikoreichen Investmentbanking, der da ausgefochten wurde. Besonders mit dem Investmentbanker Jain soll Neske dabei aneinandergerasselt sein und schließlich den Kürzeren gezogen haben. Der gebürtige Münsteraner zog die Konsequenzen und kehrte im Mai 2015 Deutschlands größtem Finanzinstitut den Rücken.

Auch die LBBW hatte sich einst verzockt. Sie musste während der Finanzkrise mit milliardenschweren Staatshilfen gerettet werden. Deutschlands größte Landesbank hat sich aber erfolgreich gesund geschrumpft und macht seit 2011 wieder Gewinn. Die Deutsche Bank dagegen kommt aus den Negativschlagzeilen nicht raus. 2015 verbuchte sie einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro. Jain und Fitschen mussten mittlerweile gehen. Ihr Nachfolger John Cryan macht jedoch weiter mit dem Stellenabbau. Knapp 200 Filialen und 3000 Arbeitsplätze sollen zunächst wegfallen, ließ die Bank erst vergangene Woche verlautbaren.

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