Die Wirtschaft bleibt skeptisch
Studie zeigt schwierige Arbeitsmarktperspektiven für Geflüchtete
Der Name täuscht. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, kurz INSM, ist keine NGO, die sich um soziale Belange kümmert. Die INSM ist der PR-Verein von Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie. Wenn diese Initiative wie am Donnerstag ihren »Integrationsmonitor« vorstellt, ist natürlich klar: »Integration gelingt am besten über den Arbeitsmarkt.« In Ermangelung eines Einwanderungsgesetzes, das legale Arbeitsmigration steuern würde, konzentriert sich die Wirtschaft auf die Asylsuchenden. Dabei geht man von der Prämisse aus, dass wer vor Krieg und Verfolgung flieht, auch arbeiten will und kann. Um ganz sicher zu gehen, dass beim Monitoring die richtigen Prioritäten gesetzt werden, beauftragte die INSM das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) mit der Ausarbeitung.
»Die Integration der Flüchtlinge steht noch am Anfang - der wahre Praxistest folgt später«, fasste INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr die Ergebnisse der Studie am Donnerstag zusammen. Insbesondere die Zugangsbeschränkungen für Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt machen der Wirtschaft Sorgen. nach dem Willen der INSM soll die sogenannte Vorrangprüfung ganz entfallen. Bislang gilt: In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit muss geprüft werden, ob die Stelle, auf die sich ein Geflüchteter bewirbt, nicht auch von »deutschen Arbeitnehmern, EU-Bürgern oder entsprechend rechtlich gleichgestellten Ausländern« besetzt werden könnte. So will die Bundesregierung vermeiden, dass das heimische Prekariat die Zugezogen als Konkurrenz wahrnimmt. »Die Vorrangprüfung sollte ausnahmslos abgeschafft werden«, forderte der Studienleiter Axel Plünnecke vom IW Köln am Donnerstag.
Überraschenderweise unterblieben Forderungen nach Aussetzung des Mindestlohns. In den vergangenen Monaten hatten Arbeitgeberverbände immer wieder kritisiert: Die Lohnuntergrenze erschwere den Einstieg ins Berufsleben für Flüchtlinge. Auf »nd«-Nachfrage unterstrich INSM-Sprecher Florian von Hennet, man sei zwar »grundsätzlich dafür, den Mindestlohn abzuschaffen«. Die Lohnuntergrenze nur für Flüchtlinge auszusetzen, »bringt aber gar nichts«, so Hennet. Die Zurückhaltung überrascht, denn bislang hieß es bei der Initiative stets, »besonders betroffene Branchen, Regionen und Arbeitnehmergruppen« müssten vom Mindestlohn »ausgeklammert werden«.
Für den »Integrationsmonitor« hatte das IW auch vorhandenes Datenmaterial ausgewertet. Demnach stieg die Zahl der Arbeitslosen aus den vier Hauptherkunftsländern Syrien, Eritrea, Irak und Afghanistan von 33 800 im Januar 2014 auf 123 500 im März 2016. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus diesen Ländern von rund 35 000 auf 53 000.
Die Wirtschaft bleibt skeptisch: Nur 32 Prozent der 540 vom IW Köln befragten Unternehmen sehen in den Flüchtlingen ein zumindest geringes Potenzial zur Deckung ihres zukünftigen Personalbedarfs. Lediglich 5,1 Prozent erkennen »großes Potenzial« in den Neubürgern, von denen mehr als 80 Prozent laut IW ohne formalen Bildungsabschluss sein soll. Auch, weil die überwiegend jungen Männer Studium, Schule und Ausbildung in ihren Heimatländern abbrechen mussten. Laut Umfrage planen nur 8,6 Prozent aller Unternehmen, in den kommenden sechs Monaten Geflüchtete einzustellen. In Firmen, in den man bereits Erfahrungen mit Geflüchteten hat, ist die Zurückhaltung geringer: Fast 40 Prozent dieser Unternehmen wollen innerhalb des nächsten halben Jahres weitere Flüchtlinge anstellen.
Einstellungshemmnis Nummer eins sind mangelnde Deutschkenntnisse. Dicht gefolgt von unzureichenden fachlichen Qualifikationen und fehlenden Informationen über das Qualifikationsniveau.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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