Ewiger Rechtsaußen

PERSONALIE

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Aufstellung von Wladimir Schirinowski als Spitzenkandidat für die russischen Dumawahlen am 18. September war zur politischen Sommerpause keine Überraschung. Der Gründervater der Liberal Demokratischen Partei Russlands (LDPR) gehört seit 1990 zum Inventar der offiziellen nachsowjetischen Demokratie.

Der an der Moskauer Lomonossow Universität promovierte Philosoph besetzt darin von Anbeginn die Rolle des polternden Volkstümlers auf der äußersten rechten parlamentarischen Flanke. Auf dem Nominierungsparteitag in Moskau donnerte er Ende Juni in den Saal von einer Tribüne aus, die mit dem Spruch »Schluss mit der Demütigung der Russen!« geschmückt war. Seine Partei sei die einzige, die dies zur Hauptlosung im Wahlkampf mache, erklärte ihr unangefochtener Vorsitzender und Fraktionschef in der Staatsduma. Im Parlament will er sich für die Wiederherstellung der Grenzen der Sowjetunion, ein Mindesteinkommen von 20 000 Rubel, also knapp 300 Euro, und eine freie Presse einsetzen.

Einen Maidan nach Art des Kiewer Umsturzes werde es mit ihm aber nicht geben, versicherte der gelernte Anwalt und Vater eines Sohnes Staatstreue. Allerdings unterstützte er den Umsturzversuch des »Komitees für den Ausnahmezustand« gegen Michail Gorbatschow im August des Jahres 1991 ebenso wie den Putsch des Präsidenten Boris Jelzin gegen das gewählte russische Parlament im Oktober 1993.

Gern hätte der oft cholerisch aufbrausende Nationalist den Wähler des Jahres 1993 zurück. Der brachte ihm sensationelle 23 Prozent ein. Mit Handgreiflichkeiten gegen politische Gegner, Ausfällen gegenüber Frauen, Juden und Homosexuellen sowie mit Forderungen nach dem Abwurf von Atombomben zur Flutung der britischen Inseln oder des türkischen Istanbul machte der militante Rechtspopulist international Schlagzeilen. Das gelang auch mit dem Wunsch nach Einführung der Monarchie und einem Verbot aller politischen Parteien in Russland.

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