IS antwortet mit Terror auf militärischen Druck

Zahl der Todesopfer des Anschlags in Bagdad stieg auf über 200 / Staatstrauer und neue Sicherheitsmaßnahmen

  • Lesedauer: 3 Min.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad gehören Anschläge zum Alltag. Doch die jüngste IS-Terrorattacke war eine der schwersten seit Jahren. Noch immer finden Helfer in den Trümmern Leichen.

Bagdad. Die Zahl der Todesopfer bei dem verheerenden Anschlag in einem beliebten Einkaufsviertel Bagdads ist auf mindestens 213 gestiegen. Es war einer der schwersten Terrorakte in Irak seit dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt, einige davon schwer, wie es am Montag aus dem Gesundheitsministerium hieß. Das US-Außenministerium sprach von einem »Massenmord« an Unschuldigen und sagte der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen unnachgiebigen Kampf an.

Bei dem Anschlag war am Sonntagmorgen kurz vor dem Ende des Fastenmonats Ramadan in dem Stadtteil Karada ein Autobombe explodiert. Unter den Opfern waren auch viele Frauen und Kinder. Die Detonation und ein anschließendes Feuer zerstörten mehrere Gebäude fast vollständig. Der IS bekannte sich in einer Erklärung zu dem Attentat und sprach von einem Selbstmordanschlag. Die Zahl der Todesopfer könnte noch weiter steigen, da auch am Montag viele Leichen noch nicht identifiziert waren.

Die sunnitischen Extremisten verüben in Irak regelmäßig Anschläge, mit denen sie vor allem Schiiten ins Visier nehmen. Der IS betrachtet diese als Abtrünnige und will die Spannungen in Irak zwischen den beiden großen Strömungen des Islams weiter verschärfen. Mit dem Anschlag reagierte der IS auch auf den Verlust seiner westirakischen Hochburg Falludscha, die von der Armee im Juni erobert worden war. Ministerpräsident Haidar al-Abadi verkündete nach dem Anschlag eine dreitägige Staatstrauer. Er ordnete zudem neue Sicherheitsmaßnahmen an. So erteilte er die Anweisung, dass Sicherheitskräfte nicht länger gefälschte und nicht funktionierende Sprengstoffdetektoren einsetzen dürfen, die ein britischer Geschäftsmann vor mehreren Jahren an Irak verkauft hatte. Diese schwarzen Plastikgeräte haben einen Pistolen-artigen Griff und eine kleine Antenne, mit der angeblich Sprengstoff aufgespürt werden kann. Tatsächlich sind die angeblichen Detektoren jedoch völlig nutzlos, sie werden dennoch von vielen Beamten benutzt. Abadi gab den Einsatz anderer Geräte zum Aufspüren von Sprengsätzen in Fahrzeugen in Auftrag. Die Aufklärung aus der Luft soll verstärkt werden, die Koordination zwischen Sicherheitskräften in der Hauptstadt verstärkt und Kontrollposten neu organisiert werden.

Das Außenministerium in Washington erklärte, die USA setzten weiter alles daran, »die Welt im Kampf gegen das Böse zu vereinen«, den Terroristen die Zufluchtsorte in Syrien und Irak zu nehmen und ihre globalen Netzwerke zu zerstören. Eine von den USA geführte internationale Koalition fliegt seit rund zwei Jahren in beiden Ländern Luftangriffe gegen die Extremisten.

Derweil rechnet die Nahost-Expertin Lina Khatib in den nächsten Wochen mit weiteren Attentaten der IS-Extremisten. »Je mehr die Organisation militärisch unter Druck steht, desto mehr wird sie versuchen, das mit Attacken in der ganzen Welt zu kompensieren«, sagte die Leiterin des Nahost-Programms der britischen Denkfabrik Chatham House am Montag. Mit Anschlägen sei vor allem in Ländern mit schwächeren Sicherheitsstrukturen zu rechnen, erklärte Khatib. Agenturen/nd

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