EU will mit Entwicklungsgeldern Militär in Afrika aufrüsten

LINKE: Maßnahme diene zur Flüchtlingsabwehr / Folge sei Stärkung repressiver Regime

  • Lesedauer: 3 Min.

Brüssel. Die EU-Kommission will in Afrika und anderen Regionen künftig auch Entwicklungsgelder zur Ausrüstung von Militär einsetzen. Ein Vorhaben, das dies in »Sonderfällen« vorsehe, solle am Dienstag bei der Sitzung des Gremiums in Straßburg verabschiedet werden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Kommissionskreisen. Ausgeschlossen sei aber die Finanzierung von Waffen oder anderen »tödlichen« Ausrüstungsgegenständen, hieß es. Aus dem Europaparlament kam dennoch klare Kritik.

Die LINKEN-Europaabgeordnete Sabine Lösing nannte das Vorhaben »skandalös« und sprach von einer »Zweckentfremdung von Entwicklungshilfe«. Es reihe sich ein »in die Schritte der Militarisierung der EU-Außenpolitik«. Die EU nutze zunehmend »zivile« Programme, um »paramilitärische Gendarmerieverbände zur Aufstandsbekämpfung« auszubilden oder »Grenzsicherung zur Flüchtlingsabwehr« zu fördern, kritisierte Lösing. Folge sei eine »Stärkung repressiver Regime«.

»Entwicklung ohne Sicherheit und Stabilität ist nicht möglich«, hieß es dagegen zu dem Vorhaben aus Kommissionskreisen. »Deshalb zieht die Kommission in Betracht, ihre Unterstützung für Akteure im Sicherheitsbereich zu verstärken«. In »einigen sehr eng gefassten Sonderfällen« sei dies auch bei Streitkräften geplant.

Voraussetzung für die Ausrüstung von Armeeeinheiten sei ihr Beitrag zu »Frieden, Sicherheit und Stabilität« in bestimmten Partnerländern. Damit komme die EU angeblich den Bitten von Regierungen in Afrika nach. Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass die EU autoritäre nordafrikanische und subsaharische Regime aufrüsten will, um Migrationsbewegungen Richtung Europa zu unterbinden. Damit wäre das vordergründige Ziel nicht Frieden und Stabilität in den Regionen zu sichern, sondern die Absicherung der Festung Europa auf die Fluchtländer hin auszudehnen.

Konkret geht es in den Plänen der EU-Kommission um die Erweiterung des Einsatzspektrums von Mitteln aus dem »Instrument für Stabilität und Frieden der EU«. Für dieses stehen zwischen 2014 und 2020 rund 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Nötig ist eine Rechtsänderung, denn bisher darf die EU zwar Polizeibehörden in Drittstaaten unterstützen, nicht aber das Militär.

Auch der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer sprach von einem »Tabubruch«, den die EU »ohne jegliche öffentliche Debatte klammheimlich« organisiere. Er bezweifelte, dass das Vorhaben »im Einklang mit dem EU-Recht« sei. Die EU dürfe »nicht ein zentrales Instrument zur Konfliktprävention missbrauchen, um mit den entsprechenden Geldern stattdessen Rüstungsmaßnahmen zu finanzieren«.

Bisher flossen Gelder aus dem Fonds für Frieden und Stabilität vor allem in die Ausbildung von EU-Polizisten. Jüngst wurden im Rahmen des Anti-Fluchtabkommens mit der Türkei auch 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Kapazitäten der türkischen Küstenwache zu stärken. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.