Der Mao-Banker

Personalie: José Manuel Barroso arbeit nun für Goldman Sachs.

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast zwei Jahre war José Manuel Barroso praktisch arbeitslos. Nun hat er einen neuen Job. »José Manuel bringt eine enorme Erfahrung mit und vor allem ein tiefes Verständnis von Europa«, teilte sein neuer Arbeitgeber am Freitag mit. Es ist die US-Investmentbank Goldman Sachs. Der 60-jährige Barroso steht der Bank und ihren Kunden nun als Berater und »Präsident ohne Geschäftsbereich« von London aus zur Seite.

Für alle mit einem eher kurz ausgeprägten Langzeitgedächtnis: Der Portugiese, dessen Name fast so klingt wie ein guter italienischer Rotwein, war bis 2014 zehn Jahre lang Chef der EU-Kommission. Davor war Barroso zwei Jahre lang portugiesischer Ministerpräsident.

Dass er irgendwann mal einen gut bezahlten Job in einer Investmentbank innehaben würde, daran hat Barroso wohl zu Beginn seiner politischen Karriere ebenso wenig geglaubt, wie dass er mal einer der wichtigsten Männer der EU sein könnte. Noch vor der Nelkenrevolution 1974 war er Führungskader der PCTP/MRPP, einer kleinen maoistischen Splitterpartei. Dies ist eine Eigenschaft die er sich mit dem ehemaligen portugiesischen Präsidentschaftsanwärter für den linken Bloco de Esquerda Fernando Rosas teilt.

Doch eben jener Linksblock stützt derzeit Portugals linksgerichtete Regierung, die mit Brüssel im Clinch liegt wegen der Nichteinhaltung des Eurostabilitätspakt. Eben jenes Brüssler Disziplinierungsinstrument für klamme Staaten wurde unter Barrosos Kommissionspräsidentschaft während der Eurokrise im Rahmen des sogenannten Sixpacks weiter verschärft. Und schon als Ministerpräsident der konservativen PSD boxte Barroso mit Verweis auf den Stabilitätspakt Privatisierungen und Haushaltskürzungen in Portugal durch.

So ist es kaum verwunderlich, dass der einstige Maoist Barroso nun in »ökonomisch unsicheren« Zeiten infolge des Brexits die Kunden einer Bank berät, die wie wenige andere Geldhäuser für die Verfehlungen der Finanzindustrie steht, die letztlich zu der verheerenden Finanzkrise geführt haben, die um 2007 begann.

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