Warnstreik: Keine Technik zum Anfassen

  • von Wladek Flakin
  • Lesedauer: 2 Min.
Jähes Ende des Museumsbesuchs. Während des laufenden Betriebs legten am Dienstag die Besucherbetreuer im Deutschen Technikmuseum Berlin die Arbeit nieder.

Kurz vor 11 Uhr am Dienstag schloss das Technikmuseum am Gleisdreieck in Kreuzberg seine Pforten. Mehrere tausend Besucher, die gerade in den Ausstellungen waren, wurden von den Mitarbeitern zu den Ausgängen geleitet. Einige hielten das zunächst für einen Scherz. An der Kasse bildete sich eine lange Schlange derjenigen, die ihre acht Euro Eintritt zurückhaben wollten. Nicht wenige Schüler jubelten, dass sie statt im Museum nun die nächsten Stunden im Park verbringen konnten.

Was war geschehen? »I am on strike« verkündet ein handgemaltes Schild auf Englisch - ich streike. Die Besucher wurden Zeugen des zweiten Warnstreiks der Besucherbetreuer im Kampf um gleiche Bezahlung. Und der erste, der nicht vorher angekündigt wurde. Mehrere dutzend Beschäftigte sammelten sich vor dem Museum. Über ihren schwarzen Arbeitsklamotten trugen sie neongelbe Westen der Gewerkschaft ver.di. Es sei ein »bisschen traurig für uns«, sagte eine Besuchergruppe aus Berlin, die auf der Straße stand. »Aber es ist okay, denn manchmal muss man zu solchen Mitteln greifen.«

Die Besucherbetreuer des Museums waren geschlossen am Ausstand beteiligt. Während sie als Angestellte einer Tochterfirma nur 9,62 Euro die Stunde verdienen, werden ihre Kollegen, die direkt fürs Museum arbeiten, nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) entlohnt. Der Lohnunterschied beträgt fast 40 Prozent, auch wenn beide Gruppen der gleichen Tätigkeit nachgehen. »Gleiches Geld für gleiche Arbeit« lautet daher die Forderung der Streikenden

Am Montag hatte die Museumsleitung ein neues Angebot vorgelegt: Sie wollte die Löhne um 38 Cent auf 10 Euro erhöhen, dazu sollte es eine Einmalzahlung von 3900 Euro geben. Das ist zwar viel Geld, beeindruckte die Streikenden allerdings nicht. »Sie wollen uns abspeisen und ruhig stellen« sagt der junge Betriebsratsvorsitzende Salim Bellachia. »Mit der Einmalzahlung kaufst du einen Fernseher und ein Fahrrad und fährst in den Urlaub; und dann bist du wieder arm.« Die Beschäftigten sprechen von einem »unerträglichen Zustand« und wollen zumindest »perspektivisch« zurück in den TV-L.

Um 13 Uhr, nach zwei Stunden, war der Warnstreik beendet, Besucher konnten wieder hinein. Der Museumsvorstand betont in einem Flugblatt, »keine finanzielle oder juristische Handlungsspielräume« zu haben. Tatsächlich müsste der Senat zusätzliche Mittel bereitstellen. Solange das nicht geschieht, droht ver.di mit weiteren Warnstreiks.

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