Die »Seestern« steuert auf Abschiedkurs
Nachts um drei an die Netze, unsicheres Einkommen, ein Wust an Bürokratie - warum Dranskes letzter Fischer geht
Der Geruch nach Räucheraal, ein schaukelnder Kutter im Hafen: Die Küstenfischerei wird immer mehr zur touristischen Fassade. In Dranske auf Rügen geht jetzt der letzte Fischer von Bord.
Jürgen Krieger gehört zu einer aussterbenden Spezies. Ende des Jahres wird der Fischer aus Dranske auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) in Rente gehen. Er wird seinen Kutter »Seestern« verkaufen, der ihm seit 1992 ein treuer Gefährte war. Er wird versuchen, die niedrige Fangquote von 3,8 Tonnen Hering auf seine Arbeitsboote zu übertragen, damit er sich neben seiner Rente auf 450-Euro-Basis noch etwas dazu verdienen kann.
Krieger teilt das Schicksal vieler Kollegen, die sich nach der Wende selbstständig gemacht haben und in die Jahre gekommen sind. Dennoch hat sein Abschied besondere Symbolkraft. Er ist der letzte Fischer im Altdorf Dranske, wo das Fischen nach Angaben des Heimatvereins seit dem Mittelalter nachgewiesen werden kann.
Dranske liegt im Norden Rügens auf einem schmalen Landhaken. Westlich des Dorfes schlägt die Ostsee ans Ufer, östlich liegen der Wieker Bodden und der Rassower Strom. Heringe, Flundern, Dorsch und Aal ...
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