848 Stalking-Fälle, aber nur acht Verurteilungen

Thüringer Statistik für 2015 zeigt eine gewaltige Diskrepanz zwischen Ermittlungsverfahren und Richtersprüchen

  • Lesedauer: 1 Min.

Erfurt. In Thüringen hat die Polizei im vergangenen Jahr 848 Stalking-Fälle erfasst, doch nur acht Stalker sind von Gerichten verurteilt worden. Fünf Angeklagte wurden demnach laut dem Justizministerium mit Haft bestraft, drei erhielten Geldstrafen. Damit endete nur ein Bruchteil der wegen Nachstellungen eingeleiteten Ermittlungsverfahren mit einer Verurteilung. Um die Strafverfolgung zu erleichtern und Stalking-Opfer besser zu schützen, brachte die Bundesregierung jetzt eine Gesetzesänderung auf den Weg.

Der Entwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sieht vor, dass Nachstellungen nicht länger schwerwiegende Beeinträchtigungen des Lebens verursacht haben müssen - etwa, wenn die betroffene Person deswegen umgezogen ist oder den Job gewechselt hat. Künftig soll Stalking auch dann strafbar sein, wenn das Opfer dem Druck nicht nachgibt und sein Leben nicht ändert.

Knapp 90 Prozent der 848 Thüringer Fälle konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden. Insgesamt wurden den Angaben zufolge 704 Tatverdächtige ermittelt, von denen die überwiegende Mehrheit (582) Männer waren. Im Jahr 2014 verzeichnete die Polizei 915 Stalking-Fälle und ermittelte 776 Tatverdächtige. Laut dem Justizministerium gab es 2014 sechs Verurteilungen.

Von Stalking ist die Rede, wenn jemand zum Beispiel einen Ex-Partner verfolgt oder ihn immer wieder etwa mit Telefonanrufen terrorisiert oder ihm auflauert. Meist sind Frauen die Opfer. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -