Buhrufe für Valls bei Gedenkminute
Tausende versammelten sich auf Nizzas Promenade
Nizza. Bei einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags von Nizza ist die Trauer in Proteste gegen die französische Regierung umgeschlagen. Ein Teil der Tausenden buhte Premier Manuel Valls am Tatort auf dem Strandboulevard der Mittelmeerstadt aus. Nach dem neuen Anschlag mit 84 Todesopfern wird in Frankreich heftig darüber diskutiert, ob die Behörden genug für den Schutz der Bevölkerung vor Terrorangriffen getan haben.
Die Opposition wirft der Regierung Versäumnisse nach den islamistischen Anschlägen des vergangenen Jahres vor. Es sei nicht alles getan worden, was seit dem Anschlag auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo« hätte getan werden müssen, sagte Ex-Präsident Nicolas Sarkozy in einem Interview des Senders TF1.
Die Ermittler bemühten sich unterdessen, die Hintergründe der mörderischen Lastwagenfahrt aufzuklären. Der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war am Donnerstag - dem französischen Nationalfeiertag - auf der Strandpromenade von Nizza mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast und hatte 84 Menschen getötet, bevor die Polizei ihn erschoss.
Bislang haben die Behörden noch keinen Nachweis für eventuelle Verbindungen des Attentäters zu Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat (IS). »Das ist ein Anschlag, zu dem der Islamische Staat sich bekannt hat«, sagte Innenminister Cazeneuve dem Radiosender RTL. »Jetzt müssen wir wissen, welche Verbindungen es gibt zwischen demjenigen, der diesen abscheulichen Anschlag begangen hat, und den Terror-Netzwerken. Und diese Verbindungen sind bisher von der Untersuchung nicht bewiesen.«
Sechs Personen aus dem Umfeld des Angreifers sitzen weiter in Polizeigewahrsam, eine weitere Person wurde nach Angaben aus Justizkreisen wieder freigelassen.
Präsident François Hollande berief zum dritten Mal seit dem Anschlag das Sicherheitskabinett ein. Im Anschluss bekräftigte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, Frankreich werde auch weiterhin Stellungen des IS in Irak und Syrien angreifen. Innenminister Cazeneuve sagte, die Regierung werde zusätzliche Sicherheitskräfte mobilisieren, um Orte des Tourismus wie etwa Strände abzusichern sowie Großveranstaltungen in den Bereichen Kultur und Sport. Agenturen/nd
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