Schweigen rächt sich
MEINE SICHT
Seit Wochen berichtet der »Tagesspiegel« über angeblich sich verdichtende Hinweise zu Extremismus in einem Neuköllner Gotteshaus. Sie stützen sich auf die lange bekannten Auftritte von zwei umstrittenen Predigern 2013 und 2014. Seit die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) kürzlich dort war, reißt die Kritik an ihr nicht ab. »Wir sind im Gespräch über die Werte unserer Gesellschaft, die ich auch sehr deutlich mache«, antwortet sie bei Facebook auf Anwürfe, sich mit Islamisten gemein zu machen. »Grob fahrlässig wäre es, nicht ins Gespräch zu kommen und so tun, als gäbe es diese Menschen nicht«, schreibt sie weiter.
»Wir waren alle in der Dar Assalam-Moschee«, sagt die Grünen-Abgeordnete Anja Kofbinger. Um zu reden. Ohne dies kann es kein aufeinander Zugehen geben, bei dem die eigene Position natürlich nicht aufgegeben oder verschwiegen wird. Giffeys Amtsvorgänger Heinz Buschkowsky, ebenfalls SPD, grollt nun. Sie betreibe eine »Verniedlichung« des politischen Islam. Schöne klare Kante, wie gehabt. Zehntausende Muslime leben in Berlin, manche gläubig, manche nicht. Manche liberal, manche stockkonservativ. Und ja, sogar muslimische Hippies gibt es. Viele gehen in die Moschee, wie vor Jahrzehnten die deutschstämmige Bevölkerung eben in die Kirche gegangen ist. Schlimmer als katholisches Kirchenwissen sind die meisten Ansichten nüchtern betrachtet auch nicht. Und wenn sich irgendetwas verbessern soll, dann muss geredet werden. Auch wenn das frustrierten alten Männern nicht passt.
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