Gesellschaft im hermetischen Raum

Thomas Manns Roman »Der Zauberberg« weiß auch nach fast hundert Jahren noch zu begeistern

Es ist, nach heutigen Maßstäben, ein unmöglicher Roman. Er hat keine dramatische Handlung. Er hat keinen Plot. Der »Held« ändert sich kaum, ist eigentlich ein Anti-Held. Es gibt Längen, und überhaupt habe der »Zauberberg« eine »erzromantische Konzeption«, schrieb Thomas Mann. Ein »Monstrum, sui generis« (ohne Beispiel), »eine Geschichte mit pädagogisch-politischen Grundabsichten«. Herrje, wer möchte denn noch so was lesen? Wahrscheinlich würde bei unserer zweckbestimmten Zeitraffsucht kein Verlag diese »Meisteriade« drucken.

Dennoch ist »Der Zauberberg« nach dem »Faust« wohl das am meisten zitierte Werk deutscher Sprache. Die Konstruktion folgt einem durchaus gängigen Modell: Eine Gesellschaft - die Gesellschaft? - in einem hermetischen Raum, wie Gefangene auf sich und ihresgleichen verwiesen. Hans Castorp, ein »simpler« Hamburger Patriziersohn und Ingenieur, der nicht recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, fährt nach Davos,...


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