Warum diese Militanz?
Der Internationalismus war wegweisend für die Anfänge der 68er Revolte. Von Niels Seibert
Der Kinovorhang war heruntergerissen, die Leinwand mit Farbe bespritzt, ganze Sesselreihen waren aus der Bodenverankerung gelöst und etwa 60 der roten Polstersitzbezüge aufgeschlitzt. Das Westberliner Astor-Kino am Kurfürstendamm glich einem Trümmerhaufen, berichtete der Geschäftsführer am späten Abend des 2. August 1966 seiner Sekretärin. Wenige Stunden zuvor hatte er sich geweigert, den italienischen Film »Africa Addio« des Regisseurs Gualtiero Jacopetti abzusetzen, der von Rezensenten als rassenhetzerisch beurteilt und vom Publikum mit lautstarken Missfallensbekundungen quittiert wurde.
50 Jahre sind vergangen, seit sich junge Menschen gegen Rassismus auf der Leinwand wehrten - organisiert, militant und deshalb auch erfolgreich. Das hatte Westberlin seit Ende des Faschismus so noch nicht erlebt. Die Presse überschlug sich, die Springer-Blätter sprachen auf den Titelseiten von »Radaubrüdern« und »Krawall am Ku’damm«, überall jed...
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