Stranddetektive erkunden die Ostseeküste
Mit Kescher, Becherlupe und Forschungsanleitung können Kinder Buddelsand und Badewasser untersuchen
Rostock. Vincent ist sich sicher: »Das ist eine Seenacktschnecke!« Der Junge ist erst fünf und beäugt vor einem Wasserbecken die Tiere, die zwischen Muscheln und Algen herumschwimmen. Vincent ist heute mit zwölf anderen Kinder der DRK-Kita Knirpsenland Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) statt in den Zoo an den Strand gefahren. Hier gibt es für jedes Kind einen Mini-Kescher und eine Lupe - denn an diesem Tag kann jeder zum Strandforscher werden.
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) hatte Kinder an den Strand geladen. Sven Hille, zuständig für die Schülerarbeit am IOW, und seine Kollegen von der Meeresboden-Ökologie haben einige Glasbecken, Bilder mit Meereslebewesen und 60 Mini-Forscherausstattungen an den Strand geschleppt. »Nimm die Küste unter die Lupe!« heißt die Aktionsreihe, die das IOW im Auftrag des Bundesforschungsministeriums veranstaltet.
»Wir haben auch eine Qualle gesehen, aber die haben wir gleich wieder in die Ostsee zurückgeworfen«, erzählt Maila, fünf Jahre, und flitzt mit ihren Freunden ans Wasser. Denn hier zieht Biologe Kai Hoppe gerade ein durchsichtiges Stechrohr aus dem Meeresboden. Das ist zur Hälfte mit Sand voll; darüber, im Ostseewasser, schwimmt etwas. »Wollen wir mal gucken, ob im Sand etwas Lebendiges ist?«, fragt Hoppe die Kinder und lässt wie ein Goldschürfer den Sand im Sieb kreisen.
»Die Kinder sollen sehen, mit wem sie hier ihr Badewasser teilen und dass die Ostsee ein Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere ist«, sagt Sven Hille. So lebten allein in der Nähe einer Buhnenreihe 1000 Kleintiere wie Strandkrebse oder die Baltische Meeresalge. »Und wir möchten den Kindern auch erklären, dass es uns Forscher gibt, wir uns ums Meer kümmern.«
Leon hat sich die Lupe, die an einen durchsichtigen Zahnputzbecher erinnert, ans Auge geklemmt und schaut den Asseln beim Schwimmen im Becken zu. »Die habe ich ja noch nie gesehen«, sagt er. Der Neunjährige aus Sachsen kennt die Ostsee nur als Urlaubsziel. Und er hört aufmerksam zu, als Sven Hille ihm erklärt, dass Asseln begehrte Nahrung von Krebsen sind. Vincent und Maila aus der Knirpsenland-Kita haben derweil ihr Forscherset eingepackt - für die nächste Untersuchung am Strand von Warnemünde.
Das mobile Küstenlabor, inklusive Kescher, Becherlupe und Forschungsanleitung, gibt es an zahlreichen deutschen Küstenorten. Verzeichnet sind sie auf einer interaktiven Karte im Internet, über die per Mausklick auch Details zu den Aktionen vor Ort zu erfahren sind.
Über die Küstenerkundung hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Ferienangebote im Nordosten. Der Landesjugendring listet zum Beispiel zahlreiche nichtkommerzielle Ausflugsmöglichkeiten von öffentlichen und freien Trägern in einem Ferienkalender auf. Die etwa 70 Angebote bieten für rund 3600 Kinder und Jugendliche Freizeiten - darunter Jugendcamps in Güstrow, Barth und am Schweriner See sowie Märchenabenteuer auf Schloss Boitzenburg. dpa/nd
Die Karte und Informationen im Netz: www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/mitmachen/junge-wissenschaftsinteressierte/mein-mobiles-kuestenlabor.html. Der Ferienkalender des Landesjugendringes ist im Internet zu finden unter: www.ljrmv.de/ljrmv/aktuelles/ferienkalender/
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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