Ägypten privatisiert Flughafensicherheit
Ein Unternehmen soll die Passagierkontrollen nach Terroranschlag in Kairo und Scharm el-Scheich verbessern
Seit dem Anschlag auf ein russisches Touristenflugzeug nach dem Abflug aus dem ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich sind die Besucherzahlen eingebrochen. In einer Getränkedose versteckt, war ein Sprengsatz an Bord geschmuggelt worden. Die Bombe wurde bei der Zugangskontrolle nicht entdeckt. Die ägyptische Regierung hat ihre Lehren daraus gezogen. Seit Kurzem kontrolliert eine private Sicherheitsfirma auf den Flughäfen Kairo und in Scharm el-Scheich. Andere Flugplätze des Landes werden aber weiterhin wie bisher von der staatlichen Sicherheitsfirma kontrolliert.
Über die beiden jetzt besser kon-trollierten Flughäfen wird der überwiegende Teil des internationalen Reiseverkehrs von und nach Ägypten abgewickelt. Die neuen Sicherheitsagenten werden von der Firma National Falcon aus Kairo gestellt. Mehrere tausend ihrer Angestellten werden in einem sechsmonatigen Training von der britischen Sicherheitsfirma Restrata mit Sitz in Dubai ausgebildet. Falcon wurde auch von der Firma Control Risks beraten.
Zum Beginn der Falcon-Tätigkeit sagte deren Chef Sherif Khaled, einer der Gründe für den Auftrag an eine private Sicherheitsfirma sei, »die staatlichen Sicherheitskräfte zu entlasten, die Fußballspiele, Flughäfen und Universitäten bewachen«.
Die Falcon-Mitarbeiter begannen mit der Kontrolle in Scharm el-Scheich im südlichen Sinai fast genau elf Monate, nachdem von dort der russische Unglücksflieger gestartet war. Beim Absturz nach der Explosion waren alle 224 Menschen an Bord getötet worden. Russland hatte damals daraufhin alle direkten Flüge nach und von ägyptischen Flughäfen verboten. Großbritannien und Deutschland suspendierten nur die Flüge zum Urlauberort Scharm el-Scheich.
Seither ist die Zahl der russischen Urlauber, die einst das Hauptkontingent ausländischer Touristen in Ägypten stellten, um die Hälfte zurückgegangen. Die Zahl der britischen und der deutschen Urlauber sank um jeweils zehn Prozent.
Die staatliche Untersuchung des Absturzes wurde bisher nicht veröffentlich. Aber private Sicherheitsberater machen die nachlässigen Kon-trollen in Scharm el-Scheich verantwortlich dafür, dass die Terroristen des Islamischen Staats (IS) die Bombe an Bord bringen konnten. Der IS bekannte sich zu der Tat und veröffentlichte auch ein Foto der zur Bombe umgebauten Getränkedose.
Fluggäste berichteten vor dem Attentat im Oktober 2015 immer wieder, dass man die langen Warteschlangen an den Sicherheitskon-trollen leicht mit einem kräftigen Trinkgeld für das Flughafenpersonal umgehen konnte. »Damals war das ganz amüsant für uns. Für 20 Pfund konnten wir alle Warteschlangen und Kontrollen umgehen«, berichtet Dale Park aus North Yorkshire in England. »Wir sind einfach durch die Sicherheitstüren und die Kontrollen marschiert. An keinem Punkt wurde mein Gepäck in einem Scanner geprüft.«
Nach einem Bericht der staatlichen Tageszeitung »Al Ahram« hat Ägypten seit dem Absturz des Jets 282 Millionen ägyptische Pfund (28,3 Millionen Euro) für die Verbesserung der Sicherheit ausgegeben. In der vergangenen Woche hat Generalstaatsanwalt Nabil Sadek russische Beamte über die Ergebnisse der Absturzuntersuchung informiert. Kairos Luftfahrtminister Sherif Fathy lud russische Experten ein, die neuen Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen des Landes zu besichtigen, in der Hoffnung, dass die Russen Ägypten bald wieder anfliegen werden. Der russische Transportminister Maxim Sokolow möchte, dass russische Sicherheitsspezialisten auf Dauer an ägyptischen Flughäfen stationiert werden.
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