Kairoer Freiheit im Hinterzimmer
Nirgendwo im Lande werden die Kontraste Ägyptens unter Präsident Sisi so deutlich wie in der Hauptstadt
In einem Vorort von Kairo, die Straße runter, rechts durch eine enge Seitengasse, hinter den Fenstern misstrauische Blicke, während Fernsehgeräte mit blauem Flackern die Nacht erhellen, dann zwei Mal ums Eck und eine lange, steile Treppe hinunter: Hier drängen sich hinter einer dicken Stahltür in einem Lagerraum Dutzende junge Menschen. Bier und Wodka machen die Runde, eine Band spielt Heavy Metal. Man ist ausgelassen, gekleidet wie in London oder Berlin. »Aber man überlegt sich immer sehr genau, wie weit man geht«, sagt eine Frau, die Haare in grellen Tönen gefärbt.
Nirgendwo werden die Kontraste in Ägypten so deutlich wie an Orten wie diesem. Im Jahr drei der Herrschaft von Abdelfattah al Sisi trifft man auf ein Land, in dem die Menschen tagsüber ein genormtes Leben führen: Man arbeitet, wenn man Arbeit hat, sitzt im Café, wenn man nichts zu tun hat, hält sich mit politischen Gesprächen zurück, so gut es geht, und sucht sich im ...
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