Ein Mittelfinger für Nazis
Warum die Reaktion des SPD-Chefs auf eine Provokation durch Neonazis nicht nur menschlich nachvollziehbar ist
Unser Umgang mit Politikern entbehrt nicht einer tragischen Ambivalenz: Einerseits bemängeln viele, der Politikbetrieb in Berlin bringe meist nur noch aalglatt geschliffene Personen hervor, denen es an Persönlichkeit mangelt. Bloß kein nicht sorgsam abgewogenes Wort, bloß keine Geste zu viel, die irgendwo von irgendwem missverstanden werden könnte. Das traurige Ergebnis sind Politiker, die bei Erklärungen an ihren Unterlagen klammern, deren ehrlich gemeinte Entrüstung über einen Missstand nicht einmal mehr als solche wahrgenommen wird, weil es unter Politikern als Tabu gilt, große Emotionen zu zeigen, die über die Freude eines Wahlsiegs oder Beileidsbekundung im Fall eines Unglücks hinausgehen.
Seit Mittwoch diskutiert die Öffentlichkeit über ein Video, das Sigmar Gabriel dabei zeigt, wie er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Salzgitter (Niedersachsen) von einer Gruppe Neonazis angepöbelt wird. Die klare Benennung dieser Gruppe, ...
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