Aufruf zu Front gegen Fanatismus

Mohammed VI.: Toleranten Islam verteidigen

  • Lesedauer: 2 Min.

Marokkos König Mohammed VI. hat religiösen Extremismus verurteilt und seine Landsleute zur Verteidigung eines toleranten Islam aufgefordert. In einer Rede an die Nation rief er am Sonnabend zu einer gemeinsamen »Front gegen den Fanatismus und den Hass« auf. Er verurteilte die jüngsten Anschläge von Dschihadisten in Europa, an denen auch mehrere marokkanischstämmige Islamisten beteiligt waren.

Seine fünf Millionen im Ausland lebenden Landsleute forderte der König auf, in ihrer neuen Heimat »den Frieden, die Harmonie und die Einheit« zu verteidigen. Vor allem in Europa versuchten Extremisten, die Unwissenheit junger Muslime auszunutzen, »um ihre abwegigen Botschaften und falschen Versprechen« zu verbreiten, sagte Mo-hammed VI.

Der Monarch ruft die Marokkaner immer wieder dazu auf, einen Islam »des Friedens« zu praktizieren. Bei seiner Rede am Sonnabend richtete er sich aber zum ersten Mal direkt an die marokkanische Diaspora, die für einige Terroranschläge in diesem Jahr in Belgien und Frankreich verantwortlich ist. Der letzte schwere Terroranschlag in Marokko liegt bereits fünf Jahre zurück. Bei einem Bombenanschlag auf ein Touristen-Café in Marrakesch im April 2011 waren 16 Menschen ums Leben gekommen.

In seinem eigenen Land tut der König bereits seit Jahr und Tag mehr als jeder andere arabische Staatschef, um eine Radikalisierung junger Leute über den Islam zu verhindern. So lässt Mohammed nur Imame zu, die an einer von ihm ins Leben gerufenen Schule unter staatlicher Aufsicht ausgebildet wurden. Dort wird eine betont tolerante Auslegung des Islam gelehrt - und auch kontrolliert durch das Religionsministerium. Das funktioniert, denn Mohammed VI., dessen Autorität in Marokko kein Politiker in Frage stellt, ist ganz nach Recht und Gesetz auch »oberster Kommandant der Gläubigen«.

Wer das auf der Schule vermittelte Toleranzgebot in seiner Moschee nach Meinung der Kontrolleure nicht einhält, wird ausgeschlossen. Salafistische Prediger, besonders mit Saudi-Arabien sympathisierende Religionsgelehrte, haben in Marokko keine Chance. Derzeit ist es so, dass alle 45 000 im Lande tätigen Imame Absolventen jener Einrichtung in der Hauptstadt Rabat sind.

Mit der in Saudi-Arabien dominierenden extrem konservativen wahhabitischen Islam-Auslegung ist vor allem eine Besonderheit der Schule völlig unvereinbar: Sie bildet auch Frauen aus. Zwar dürfen diese im Morchidat genannten Zweig der Schule Lernenden nicht Imame werden, aber offiziell vom Staat bestellte »Religionsberaterinnen«.

Die Schule bildet sogar über den Bedarf Marokkos hinaus aus. Derzeit befinden sich mehrere hundert Studenten aus schwarzafrikanischen Ländern in Rabat, vorwiegend aus Guinea, Mali und Senegal. AFP/roe

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