Kulturtransfer über die Balkanroute
Wissenschaftler rekonstruieren anhand von genetischen Daten, wie die bäuerliche Produktionsweise einst von Vorderasien nach Europa gelangte. Von Martin Koch
Unter den vielen Revolutionen der Menschheitsgeschichte war sie vielleicht die bedeutendste: die Neolithische Revolution. Vor etwa 10 000 Jahren, am Beginn einer Periode, die man heute Jungsteinzeit (Neolithikum) nennt, gaben die Menschen in einigen Regionen Vorderasiens das unstete Dasein als Jäger und Sammler auf und gingen zu einer bäuerlich-produktiven Lebensweise über. Sie wurden sesshaft, bauten Getreide und Feldfrüchte an und züchteten Tiere, die regelmäßig Fleisch, Wolle und Milch lieferten. Zudem betrieben sie Vorratshaltung (vor allem mit Saatgut) und ermöglichten so einer größeren Zahl von Menschen das Überleben. In der Folge entstanden die ersten Dörfer, aus denen wiederum größere befestigte Siedlungen hervorgingen, zum Beispiel Çatal Hüyük in Anatolien und Jericho in Palästina, die ältesten bekannten Städte der Welt.
Es war der australische Archäologe und Marxist Vere Gordon Childe, der 1936 die Bezeichnung Neolithisc...
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