Im ukrainischen Venedig
Martin Leidenfrost besuchte russische altgläubige Lipowaner im äußersten Südwesten
Diese Augusttage waren so heiß, dass sich im Donaudelta sogar die Stechmücken verkrochen. Ins »ukrainische Venedig« Wilkowo fuhr ich aus Interesse für die russischen »Altgläubigen«, auch »Raskolniki« oder »Lipowaner« genannt. Diese hatten sich 1654 der Kirchenreform des Moskauer Patriarchen Nikon verweigert und waren in die Fürstentümer Moldau und Walachei geflohen, unter die Oberhoheit des osmanischen Sultans. Mehr als ein Jahrhundert später mussten sie zusammen mit geflohenen Kosaken zusehen, wie sie unter die Herrschaft des expandierenden Zarenreichs gerieten. Heute sind diese russischen Anti-Kreml-Rebellen Bürger eines ukrainischen Nationalstaats, der gegen ukrainisch-russische Pro-Kreml-Rebellen kämpft. Nachzufragen schien mir lohnend.
Ich stieg im »Venezia« ab, im kanallosen Zentrum. Speiste Froschschenkel, die wie Hähnchenkeulen schmeckten. Ging auf Holzstegen an den schmalen Kanälen entlang, vorbei an den aus Schilf gemaue...
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