Am »Kapital« vorbeikuratiert
Die Ausstellung »Das Kapital. Schuld - Territorium - Utopia« im Hamburger Bahnhof verspricht viel und hält wenig
Der Fortschritt ist schwarz-weiß, der Niedergang ist farbenprächtig. Auf diese hübsche dialektische Formel könnte man die an Ausmaßen wuchtige, an Erkenntnisgehalt aber enttäuschend arme Essay-Ausstellung im Hamburger Bahnhof zusammenfassen. In dieser Schau, die das vor kurzem erworbene Megaexponat »Das Kapital Raum 1970-1977« von Joseph Beuys um 129 weitere Positionen aus Kunst und Kunstgeschichte ergänzt, verkörpern eine auf den ersten Blick recht unscheinbare Videoarbeit der brasilianischen Künstlerin Anna Bella Geiger sowie eine Stand-Schreitfigur aus dem vorchristlichen Ägypten das Motiv der vorwärts schreitenden Geschichte.
Geiger steigt im Rio de Janeiro des Jahres 1974 in einem düster anmutenden Video Treppenaufgänge eines Hauses und große öffentliche Freitreppen hinauf. Ihrem ewigen Vorwärts- und Höherschreiten mutet aufgrund der kargen Umgebung - nur die Treppenstufen sind zu sehen - etwas Zwanghaftes und Vergebliches an...
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