Junger Papst im Fernsehen
»The Young Pope«
Noch vor wenigen Jahren war der Gedanke an eine glamouröse Premiere einer Fernsehserie auf einem Filmfestival in etwa so abwegig wie die Vorstellung, ein Amerikaner könnte Papst werden. Mit der europäisch-amerikanischen Koproduktion »The Young Pope« ist dem Filmfestival von Venedig in diesem Jahr gewissermaßen beides mit einem Schlag gelungen: Der Serie, für die der italienische Regisseur Paolo Sorrentino hauptverantwortlich zeichnet, schlug größere Spannung entgegen als manchem Wettbewerbsbeitrag.
Gezeigt wurden die ersten beiden Folgen der zehnteiligen Miniserie, die im Herbst von diversen Bezahlsendern - in Deutschland wird es Sky Atlantic sein - ausgestrahlt wird. Wie immer die Einschaltquoten dann sein werden, das Kinopublikum in Venedig zeigte sich angetan. Vielversprechend ist allein schon die Besetzung: der Brite Jude Law spielt einen Amerikaner, der soeben zum Papst gewählt wurde. Schnell wird deutlich, dass dies auf die Intrige des angeblich mächtigsten Manns im Vatikan, Kardinal Voiello (Silvio Orlando) zurückging, der dachte, mit dem jungen Mann einen leicht zu manipulierenden Spielball zu inthronisieren. Aber damit hat sich der Kardinal wohl gründlich verrechnet: Pius XIII., wie der Amerikaner, den seine Vertrauten noch »Lenny« rufen, sich bald nennt, zeigt undurchsichtiger und in seinem Vorstellungen vom Papsttum sehr viel konservativer als angenommen.
Zusammen mit Damien Chazelles »La La Land« wird Tom Ford damit nicht nur zum Favoriten für einen der begehrten Löwen, die am Sonntag verliehen werden, sondern eröffnet mit Aplomb das diesjährige Oscar-Rennen. epd/nd
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