Nach 40 Jahren nur 820 Euro
Gewerkschaftsbund will Rentenniveau stabilisieren
Eine auskömmliche Rente, das ist nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) nicht allein für Ältere, sondern auch für Jüngere wichtig. »Sie sind es, die im Jahr 2040 oder 2050 ein Rentenniveau von deutlich unter 43 Prozent erwartet«, sagt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. Deswegen startete der Gewerkschaftsbund am Dienstag mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 eine Kampagne, die die Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus zum Ziel hat. Hoffmanns Devise: »Es gibt weit mehr als Leistungskürzungen, um den demografischen Wandel zu gestalten, und wir Gewerkschaften haben dafür handfeste Vorschläge.«
Das Rentenniveau gibt an, wie viel Prozent des Durchschnittseinkommens ein idealtypischer Rentner, der relativ normal verdient hat, nach 45 Jahren Beschäftigung an Rente bekommt. Derzeit liegt dieser Wert bei knapp 48 Prozent. Die sogenannte Standardrente, die dieser idealtypische Rentner bekommt, liegt damit im Westen bei 1370,25 Euro und im Osten bei 1289,70 Euro. Aufgrund des 2004 unter Rot-Grün eingeführten Rentennachhaltigkeitsgesetzes soll das Rentenniveau bis 2030 auf 43 Prozent sinken. Eine Köchin etwa, die dann nach 40 Arbeitsjahren mit 2250 Euro Monatslohn in Rente gehen würde, hätte nach Angaben des DGB nur noch eine Rente von 820 Euro.
»Dieser Sinkflug beschädigt und delegitimiert die bisher beste, stabilste und vertrauenswürdigste Altersvorsorge, die wir haben«, meint Hoffmann. Um das Niveau zu stabilisieren fordert der DGB-Chef eine schrittweise Anhebung der Rentenbeiträge von derzeit 18,7 auf 22 Prozent, damit Reserven aufgebaut werden können. Auch sollen alle versicherungsfremden Leistungen, wie die jährlich sieben Milliarden Euro kostende sogenannte Mütterrente, »voll aus Steuermitteln« finanziert werden.
Für den rentenpolitischen Sprecher der LINKEN im Bundestag, Matthias W. Birkwald, hat der DGB damit »völlig« recht. »Die gesetzliche Rente muss wieder in den Mittelpunkt der Politik gerückt werden.« Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) dürfe sich bei der Erarbeitung ihres Rentenkonzeptes nicht mehr darum drücken, endlich das Scheitern jeglicher Formen der kapitalgedeckten Altersvorsorge einzugestehen. »Die Riesterrente ist tot, und die betriebliche Altersversorgung steht mit dem Rücken an einer Wand aus niedrigen Zinsen«, so Birkwald. spo
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