Rote Farbe statt Erdbeeren
Sachsen-Anhalt: Mängel bei mehr als jeder zehnten Lebensmittelprobe festgestellt
In Sachsen-Anhalt haben Prüfer 2015 bei mehr als jeder zehnten Probe von Lebensmitteln Mängel aufgedeckt. Mit einem Anteil von zwölf Prozent waren es etwas mehr als im Vorjahr. Dies geht aus dem Jahresbericht des Landesamtes für Verbraucherschutz hervor, der am Mittwoch in Halle vorgestellt wurde. Demnach wurden insgesamt knapp 11 000 Proben von Lebensmitteln in den Labors untersucht, die zuvor von Kontrolleuren landesweit genommen wurden - in Großküchen, im Handel oder in der Gastronomie.
Es gehe um die Gesundheit der Menschen, erklärte Landesverbraucherschutzministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Verbraucher müssten vor kriminellen Machenschaften geschützt werden. 2015 nahm das Landesamt auch rund 1100 Proben von Kosmetika und Bedarfsgegenständen unter die Lupe. Dazu gehörten Spielzeug, Verpackungen und Bekleidung. »Es gab eine ganze Menge Abweichungen von der Regel«, sagte der Präsident der Behörde, Bernhard Räbel. Im Trend gehe die Zahl nach oben, weil auch die Gesetze strenger würden.
In Sachsen-Anhalt sind nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums rund 100 Lebensmittelkontrolleure in Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und den Landkreisen im Einsatz. Der Großteil der Verstöße in diesem Bereich betraf 2015 die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln. Es wurden vor allem Wurst- und Fleischwaren, Wild, Geflügel, Milch, Getreide, Backwaren, Obst, Gemüse und Pilze beanstandet. Rund 300 Proben waren irreführend für Verbraucher. »Da war definitiv nicht das drauf oder drin, was drauf oder drin sein sollte«, sagte der Lebensmittelchemiker Rainer Imming. »Statt hochwertigem Fisch landete minderwertiger Fisch auf dem Teller, statt Erdbeeren war roter Farbstoff im Kuchen«, nannte er Beispiele.
Auf Proben von Spielwaren wie etwa Softbällen aus China wurden im Labor des Landesamtes Substanzen nachgewiesen, die zum Beispiel Allergien und Asthma auslösen können. Bei Lebensmitteln wurden zudem erneut Mängel bei der Hygiene, gefährliche Schimmelpilze, Keime, Bakterien und Reste von Pflanzenschutzmitteln entdeckt. Die Analyse von 20 Proben war so alarmierend, dass die Produkte als gesundheitsgefährlich eingestuft und nicht mehr verkauft und verzehrt werden durften. Dazu zählte Rohmilchkäse mit krankheitserregenden Bakterien, Fleisch und Wurst mit Salmonellen. Und: Ein spitzes Metallteil steckte in einem Schokoladenerzeugnis.
Weitere Beispiele: In einem Imbiss wurde eine Hackfleischmasse als Döner Kebap angeboten. In einem Restaurant stand Scholle auf der Karte - der Gastwirt legte aber stattdessen viel billigere Plattfische in die Pfanne und verkaufte sie dem Gast teuer. Proben von Pangasiusfilet aus Gastronomie und Einzelhandel enthielten bis zu 56 Prozent Wasser - der Fisch wurde mit Wasser versetzt, um das Gewicht beim Verkauf künstlich zu erhöhen. Schließlich: Angeblich nach »Omas Hausrezept« hergestellter Eierlikör stammte in Wahrheit aus einer Großpackung aus dem Handel. Die Spirituose wurde in kleine Flaschen abgefüllt, mit altertümlichem Etikett versehen und als regionales Produkt und überteuert angeboten. dpa/nd
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