»... diese Verbundenheit bleibt«
Zwickauer Kumpel bewahren Andenken an den Bergbau in der Region
Es muss gar nicht der Berghabit sein: Selbst im einfachen Arbeitskittel eines Steigers sieht man Karl-Heinz Baraniak und Heinz-Jürgen Andrä den Stolz des Bergmanns an. Doch für die beiden Vorstände des Zwickauer Steinkohlenbergbauvereins sind schmucke Tracht und traditionelle Bergparaden nur die eine Seite der Medaille.
»Uns Bergleuten ist eigen, dass wir in unserer Heimat verwurzelt und eng mit dem Beruf verbunden sind«, sagt Karl-Heinz Baraniak. Das könne man nicht einfach ablegen, nur weil der aktive Bergbau im Zwickauer Revier seit 1978 Geschichte ist. Beim Einfahren in den Schacht sei aus Kollegen eine Gefahrengemeinschaft geworden. »Du musstest dich absolut auf deine Kumpels verlassen können - diese Verbundenheit bleibt«, erzählt der 78-Jährige, der nahezu sein ganzes Arbeitsleben im Bergbau zugebracht hat.
Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen hat Baraniak jetzt an einer neuen Sonderausstellung im Zwickauer Stadtmuseum mitgewirkt. Seit vergangenen Sonntag zeigen die Priesterhäuser unter der Überschrift »700 Jahre Bergbau in der Region Zwickau« rund 230 Ausstellungsstücke.
Eine Urkunde von 1316 ist das Herzstück der Schau. In dem Schriftstück ist erstmals vom Erzabbau im 15 Kilometer entfernten Kirchberg die Rede. »Das Original ist so kostbar, dass es leider im Stadtarchiv bleiben muss. Wir zeigen zur Sonderausstellung eine Kopie«, erklärt Museumsleiterin Alexandra Hortenbach.
Darüber hinaus belegen bis zum 16. Oktober historische Kleidungsstücke, Grubenlampen, Abzeichen, Schnitzereien und alte Fördertechnik, wie der Bergbau die Region über Jahrhunderte prägte. Ging es zunächst vor allem um den Abbau von Silber, wurden später in ganz Westsachsen auch Eisen, Zinn, Kobalt oder Wismut gefunden.
Die Stadt Zwickau selbst steht vor allem für den Steinkohle-Bergbau. Zur Blütezeit wurden hier bis zu 2,5 Millionen Tonnen Kohle im Jahr abgebaut, wie in der Ausstellung zu erfahren ist. Bevor Ende der 1970er Jahre der letzte Schacht ausgekohlt war, arbeiteten nach Angaben des Steinkohlenbergbauvereins rund 10 000 Bergleute im Revier.
Auch Karl-Heinz Baraniak fuhr bis zuletzt ein, allerdings nie als Steiger, sondern als Ausbilder. Die meisten der aktuell rund 140 Vereinsmitglieder seien aktive Bergleute gewesen, sagt Baraniak. Einige hätten sogar die große Grubenkatastrophe von 1960 miterlebt. Beim schwersten Grubenunglück der DDR starben damals 123 Kumpel durch einen Grubenbrand.
Dieser Aspekt fehlt in der Ausstellung ebenso wenig wie die 1884 in Zwickau erfundene Benzin-Sicherheitsgrubenlampe von Friemann & Wolf. Die Firma wurde durch dieses Patent zum größten Grubenlampenhersteller der Welt, berichtet die Museumschefin. Damit all dieses Wissen nicht verloren geht, pflegt der Verein seinem Vorsitzenden zufolge ein umfangreiches Archiv, das später einmal an das Stadtarchiv übergehen soll. »Unsere Mitglieder sind im Durchschnitt 75 Jahre alt«, sagt der Rentner. Wenn man die jahrhundertealte Bergmannstradition erhalten wolle, müsse man sie jetzt weitergeben. Daher hat der Verein dem Museum nur zu gern das eine oder andere Ausstellungsstück aus eigenen Beständen geliehen. dpa/nd
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